Bergpark Wilhelmshöhe (Kassel) |
Kassel galt einmal als Kleinod der Städtebaukunst mit Bürgerhäusern aus Mittelalter, Renaissance, Barock und Klassizismus. Heute gibt es kaum noch etwas, was "Historische Altstadt" genannt werden kann. Die Kasseler Altstadt ging im Feuersturm des Zweiten Weltkriegs unter. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zerstörten mehrere Luftangriffe auf Kassel weite Teile der Altstadt und der weiteren städtischen Bebauung und forderten zahlreiche Menschenleben. Den schwersten Angriff erlebte die Stadt am 22. Oktober 1943. In dieser Nacht starben über 10.000 Menschen und 80 % der Wohnhäuser wurden zerstört. |
In der Nachkriegszeit orientierte sich der Wiederaufbau kaum an der historischen Bedeutung der Gebäude. Der Weg der Stadt beim Wiederaufbau war – um es vorsichtig zu formulieren – eigenwillig. Beispielsweise wurde jahrzehntelang darüber diskutiert, ob das Schloss auf der Wilhelmshöhe oder die Orangerie in der Karlsaue überhaupt wieder aufgebaut werden sollten. Es wurde sogar der Abriss der Neuen Galerie an der Schönen Aussicht erwogen, weil das Gebäude "nicht mehr zeitgemäß sei". Es wurden umfassende Änderungen und Korrekturen im Stadtbild vorgenommen, in der Altstadt wurde zum Teil billige Bauherren-Architektur hochgezogen. Zahlreiche bedeutsame Plätze der Stadt bieten heute – man kann es nicht anders sagen – einen fürchterlichen Anblick. |
Schloss Wilhelmshöhe |
Es dauerte sehr lange, bis Schloss Wilhelmshöhe mit seiner berühmten Sammlung Alter Meister saniert wurde. Die Gemäldegalerie Alte Meister im Museum Schloss Wilhelmshöhe gehört zu den bedeutendsten Sammlungen der Malerei in Deutschland und bietet einen großartigen Überblick über die europäische Malerei von der Spätgotik bis zum Klassizismus. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die holländische und flämische Malerei des 17. Jahrhunderts mit zahlreichen Meisterwerken von Rembrandt, Frans Hals, Rubens, van Dyck und Jordaens. |
Schloss Wilhelmshöhe: "Die Wahrsagerin" (Simon Peter Tilmann) |
Angelegt im Stil eines englischen Landschaftsgartens zählt der weltbekannte Bergpark Wilhelmshöhe zu den größten und schönsten Anlagen seiner Art. Der Bau der Parkanlage, deren Erweiterung sich über einen Zeitraum von etwa 150 Jahren hinzog, begann im Jahr 1696. Bauherren waren die Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel. Am 23. Juni 2013 wurde er als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. |
Bergpark Wilhelmshoehe |
Bekannt ist der Bergpark Wilhelmshöhe wegen der aufwendig gestaltetne Gartenkunst und insbesondere wegen der eindrucksvollen und einmaligen Wasserspiele, die sich im Park vom Herkules, dem Wahrzeichen der Stadt Kassel, über die Kaskaden in Richtung Schloss Wilhelmshöhe ergießen. Zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Parks zählt das bereits genannte Schloss Wilhelmshöhe mit seinen berühmten Sammlungen und die Löwenburg. |
Neben den großen und bekannten Bauwerken gibt es viele kleine und versteckte – teilweise recht unbekannte – Bauten, die über den ganzen Park verteilt sind: die Teufelsbrücke, der Apollotempel, das Grab des Vergil, eine Nachbildung des Cajus Cestius in Rom, der Merkurtempel, die Eremitage des Sokrates, ein borkeverkleideter Holzbau mit säulengetragener Vorhalle und die Grotte der Sibylle, eine Tuffsteinhöhle, in der sich früher eine Statue der Sibylle befand. |
Die Löwenburg |
Die Löwenburg ist ein ab 1793 erbautes Lustschloss im Bergpark. Das als künstliche Burgruine errichtete Schloss steht oberhalb von Schloss Wilhelmshöhe im südlichen Teil des Bergparks am Ostrand des Hohen Habichtswaldes. Die Löwenburg diente ihrem Bauherrn Landgraf Wilhelm IX. von Hessen Kassel als privater Rückzugsort und ist zugleich seine Grabstätte. Nach den Zerstörungen durch den Bombenterror der Alliierten liegt der Bergfried der Löwenburg noch immer in Trümmern - 70 Jahre nach Kriegsende. Jetzt soll der Bergfried bis 2018 wieder aufgebaut werden. 28 Millionen Euro will das Land dafür bereitstellen. |
2010 wurde in der Löwenburg die Folge 19 der humoristischen TV-Krimiserie "Pfarrer Braun" gedreht, die bereits öfter im deutschsprachigen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ottfried Fischer in der Hauptrolle spielt einen "kriminalisierenden" Pfarrer, der einem Mordfall auf der Spur ist. Die Löwenburg diente als Pfarrhaus und Tatort. |
Der Herkules ist eine Kupferstatue des griechischen Halbgottes Herakles im Bergpark Wilhelmshöhe. Die Statue, die als ein Wahrzeichen der Stadt Kassel gilt, befindet sich an der Spitze einer Pyramide, die auf dem Oktogon, dem Riesenschloss steht. Heute steht der Name "Herkules" nicht nur für das Standbild, sondern für das gesamte Bauwerk, das auch den Ausgangspunkt der sommerlichen Wasserspiele im Bergpark ist. Das gesamte Bauwerk (Oktogon und Statue) erreicht eine Höhe von 71 Metern und von der Aussichtsplattform hat man eine herrliche Sicht über die gesamte barocke Parkanlage, die Stadt und die Mittelgebirge.
Das Vorbild des "Herkules" ist ein antiker Herkules, den Landgraf Karl von Hessen-Kassel im Jahr 1700 auf einer Italienreise in der Villa Farnese [] gesehen hatte. Ein Jahr später kam der italienische Architekt Giovanni Francesco Guerniero an seinen Hof. 1704 wurde er beauftragt, die 1,5 Kilometer lange Kaskadenanlage zu errichten mit dem Oktogon ("Riesenschloss”) als krönenden Abschluss.
Die Figur des Herkules wurde erst 1713 beschlossen. Im Jahr 1714 erhielt der aus Augsburg stammende Goldschmied Johann Jacob Anthoni den Auftrag, die Herkulesstatue aus Kupferblech zu fertigen. Er arbeitete bis 1717 daran. So thront seit 1717 der Herkules auf der Pyramide über der Stadt. |
Die große Wasserkunst im Bergpark war eine architektonische und ingenieurtechnische Ausnahmeleistung ihrer Zeit und ist in ihrer Bedeutung ein Meilenstein der Kunst- und Gartengeschichte. Die barocken Anlagen mit Oktogon, Wassertheater und Kaskade sind durch ihre symmetrische und axiale Gestaltung als ideales Bild einer gewollten Künstlichkeit und sichtbaren Kunstfertigkeit zu verstehen. |
Wasserspiele – Aquädukt (Lizenz) |
Das zu einem späteren Zeitpunkt (Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts) im Bergpark Wilhelmshöhe gestaltete englische Landschaftsbild sah das Wasser in seiner natürlichen Erscheinungsform vor und integrierte es in den Landschaftspark nach dem Vorbild der Natur. Landgraf Wilhelm IX. – der spätere Kurfürst Wilhelm I. – ließ über den gesamten Park verteilt mehrere Wasserfälle, Teiche und Bäche, einen See und ein Aquädukt mit tosendem Wasserfall errichten. Die barocke Anlage wurde dabei aber nicht überlagert oder gar zerstört. |
Die sommerlichen Wasserspiele sind eine technische Meisterleistung und eine weltweit einmalige Inszenierung: 750 Kubikmeter Wasser sprudeln hinunter bis zum Schlossteich. Dort lässt der natürliche Wasserdruck die "Große Fontäne" gut 52 Meter in die Höhe schießen. Seit fast 300 Jahren funktionieren die Wasserspiele ausschließlich durch das natürliche Gefälle, ohne Pumpen und andere moderne Hilfsmittel. |
Beleuchtete Wasserspiele – Herkules mit Kaskaden (Foto von Malte Ruhnke / Lizenz) |
Das gesammelte Regen- und Grundwasser fließt währen anderthalb Stunden über die Kaskaden bis hinunter zum Fontänenteich. Anschließend wird das Wasser unterirdisch in die Fulda abgeleitet. |
Die Wasserspiele sind vom 1. Mai bis zum 3. Oktober an jedem Mittwoch, Sonntag sowie an allen hessischen Feiertagen ab 14.30 Uhr zu sehen. Das Wasser sprudelt dann über die Kaskaden, den Steinhöfer Wasserfall und die Teufelsbrücke, um dann über das Aquädukt und die Peneuskaskaden hinab zum Schlossteich zu fallen. Hier lässt der Wasserdruck die "Große Fontäne" über 50 Meter in die Höhe schießen.
Jedes Wasserbild wird für ungefähr 10 Minuten inszeniert. Ende ist um ca. 16 Uhr.
Die Faszination der Wasserspiele ist darauf zurückzuführen, dass die Inszenierung auch heute noch genauso funktioniert wie zur Zeit der Landgrafen und Kurfürsten. 750 Kubikmeter Wasser durchlaufen bei jeder Vorstellung einzig und allein durch den natürlichen Druck alle Stationen.
Darüber hinaus finden von Juni bis September an jedem ersten Samstag im Monat die beleuchteten Wasserspiele statt. Die Beleuchtung im Bergpark beginnt bei Einbruch der Dunkelheit. Um den ganzen Bergpark genießen zu können, wird empfohlen, eine Taschenlampe und festes Schuhwerk mitzubringen, denn viele Wege sind nicht beleuchtet. |
Der Apollo-Tempel |
Der Apollotempel ist ein von Heinrich Christoph Jussow zwischen 1816 und 1818 erbautes Tempelchen. Es liegt seitlich b des Fontänenteichs im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe und ist ein über zwölf Säulen errichteter Kuppelbau im klassischen Baustil. Das Tempelchen wird aber auch Jussowtempel oder Freundschaftstempel genannt. |
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UNTERKÜNFTE IN KASSEL |
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