Mühlheim an der Donau | Das kleine Städtchen Mühlheim an der Donau (3.600 Einwohner) im Donaubergland liegt im Herzen des Naturparks Obere Donau. Auf einem hoch über der Donau gelegenen Bergsporn erweckt Mühlheim mit seinem fast unveränderten mittelalterlichen Gepräge, den Stadtmauern, dem Stadttor und den Fachwerkhäusern den Eindruck einer wehrhaften Burganlage. Diese Ummauerung, auf der noch viele kleine Fachwerkhäuser angelehnt sind, ist noch teilweise gut zu erkennen. Auch ein gut erhaltener gotischer Buckelquaderturm am Oberen Tor, durch das man die Stadt von Süden aus betritt, verstärkt diesen Eindruck. Die historische Oberstadt besteht aus drei parallel verlaufenden Längsstraßen, die durch ein paar enge Gässchen verbunden sind, was dem Stadtkern einen recht idyllischen Eindruck vermittelt. |
Die Stadtsilhouette von Mühlheim |
Zwei Gebäude prägen das Bild des Städtchens: das zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit einem prächtigen Holzfachwerk erbaute Rathaus und das um die Mitte des 18. Jahrhunderts in seiner jetzigen Gestalt umgebaute Schloss der Freiherren von Enzberg, in dem auch heute noch die Familie mit mehreren Generationen wohnt. | Das Rathaus gegenüber dem Stadtbrunnen ist ein gotischer Fachwerkbau mit offener Arkade und gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. 1928 wurde es in das Verzeichnis für Baudenkmäler aufgenommen. |
Das Rathaus |
Das Untergeschoss des Rathauses wurde in Form einer offenen Laube errichtet, die früher als Kaufhaus diente. Im Obergeschoss tagten früher die Bürgerschaft und das Stadtgericht. Zwischen 1802 und 1845 diente das Gebäude als Schulhaus. Im hinteren Teil des Gebäudes war im 19. Jahrhundert auch der Arrestraum untergebracht. |
Das Schloss der Herren von Mühlheim liegt in der Oberstadt an der Vorderseite des Felssporns. Vom Donautal aus bietet es einen imposanten Anblick. |
Das Hintere Schloss |
Die katholische Pfarrkirche St. Maria Magdalena wurde 1794-96 im Zopfstil (einem Stil im Übergang zwischen Rokoko und Klassizismus) errichtet. Dabei wurden Teile eines bereits bestehenden Turms mitverwendet, der aus der Romantik (Anfang 13. Jh.) stammt. |
Die katholische Pfarrkirche St. Maria Magdalena |
Zweimal in der Woche (derzeit am Samstag und am Montag um 21.00 Uhr) finden in Mühlheim Rundgänge (Treffpunkt vor dem Rathaus) des Nachtwächters statt. |
In historischen Zeiten war es die Aufgabe des Nachtwächters, nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt zu gehen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er warnte die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben. Er überwachte das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore und sagte die Stunden an. Heute sind es Stadtführer, die als „Nachtwächter“ unterwegs sind und die auf unterhaltsame Weise aus der Stadthistorie berichten. |
Nachtwächter gibt es in Mühlheim an der Donau bereits seit mehr als 500 Jahren. Die von 1496 bis 1936 bestehende Tradition wurde von Siegfried Kunz (Mitglied in der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft) Anfang der 1990er Jahre wieder eingeführt. 1997 fand er in Heinz-Dieter Wettki (auf dem Foto) einen Weggefährten und Mitstreiter. |
Der Nachtwächter |
Die Tradition ist in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. 1987 wurde im dänischen Ort Ebeltoft die Europäische Nachtwächter- und Türmerzunft gegründet. Ihr gehören 157 Nachtwächter und Türmer aus Tschechien, Polen, der Schweiz, Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Dänemark, Norwegen und Deutschland an. |
Die Nachtwächter aus Deutschland haben sich zu einer Gilde zusammengetan. Der Vereinsname lautet „Deutsche Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e. V.“ |
Als weitere Sehenswürdigkeiten neben dem Oberen Tor, dem Rathaus, dem Schloss und der Pfarrkirche ist die Kirche St. Gallus in der Altstadt zu erwähnen, das älteste Gotteshaus in Mühlheim, das noch heute romanische Bauteile und gotische Fresken zeigt. Sie gilt als die Mutterkirche der Gegend. Neben der Kirche befindet sich die Veitskapelle, ein ehemaliges Gebeinhaus.
Sehenswert ist auch der Marktbrunnen, auch Vorderer Gassenbrunnen genannt, mit seinem sechseckigen Brunnenbecken aus Kalkstein. Er ist mit der Jahreszahl 1785 und dem Mühlheimer Stadtwappen versehen. Der Brunnenstock mit Bildnis einer Mutter und ihren beiden Kindern aus Stein ersetzte 1916 die Figur des Hl. Johannes Nepomuk. Der Brunnen war die zentrale Wasserversorgung der Stadt bis 1870/71.
Gegenüber dem Brunnen steht ein für Mühlheim ungewöhnlich großer Wohnbau. Das reiche Zierfachwerk sowie die historische Baustruktur
unterstreichen die städtebaulich markante Lage des Gebäudes. Zusammen mit den
Nachbargebäuden ist es ein bedeutender Bestandteil der platzartigen Situation um den
Marktplatz. Für Leser mit besonderem Interesse an Architektur und Denkmalpflege siehe auch „Denkmalpflege Mühlheim“.
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Mühlheim gilt als Hochburg der alemannischen Fasnet, im Narrenbrunnen in der Oberstadt kommt dies zum Ausdruck. Am „Schmotzigen Donnerstag“ wird der Narrenbaum gesetzt. Am Samstag findet der Zunftball für Mitglieder der Narrenzunft statt. |
Der Narrenbrunnen |
Am Fasnetmontagmorgen findet das althergebrachte Rügespiel statt. Um 9.00 Uhr werden von einem Vorsänger in Frack und Zylinder singend Missgeschicke und Torheiten von Mühlheimer Bürgern in gereimter Versform öffentlich kundgetan. |