Monschau (Eifel) |
Seit 1945 wurden in der Bundesrepublik weit mehr Baudenkmale zerstört als im Bombenkrieg. Denn gleich nach der ersten Zerstörungswelle aus der Luft begann in Deutschland die zweite. Ein rabiater Wiederaufbau setzte einen Abbau in Gang, der sehr vieles zerstörte, was sich nicht ins Konzept der auto- und kommerzgerechten Stadt fügen wollte. Dort, wo die historische Bausubstanz der Altstädte den Krieg überlebt hatte, begann in den 1960er Jahren eine "Modernisierung", die im Wesentlichen der Kommerzialisierung zuzuschreiben ist. |
Blick auf die Stadt |
Ohne jegliches Verständnis für kleinteilige, in sich geschlossene Strukturen wurden überdimensionierte Kaufhauselemente in die historische Architektur integriert, die Erdgeschosse aufgerissen und durch breite Fensterfronten, Betonbrüstungen und Riesenaufschriften verunstaltet. Als Mitte der 1970er Jahre der architektonische Brutalismus endlich "out" war, war es für viele Klein- und Mittelstädte zu spät, sie hatten ihren historischen Charakter bereits eingebüßt. |
An der Rur |
Es ist nicht leicht, also, in Deutschland eine noch gut erhaltene, nicht "modernisierte" Altstadt zu finden, in der man gerne verweilt und in der man sich gedanklich in eine andere Zeit versetzen kann, einen Ort, in anderen Worten, dessen Gassen, Plätzchen und Türme ein Glücksgefühl vermitteln können. Das Städtchen Monschau in der Eifel ist solch ein magischer Ort; wegen seiner Lage und seiner (bewahrten) Architektur ist er ein wahres Schmuckstück. |
Das Wasserrad am Schmitz'schen Hof |
Das beschauliche Monschau mit seinen knapp 13000 Einwohnern liegt in einem engen Tal zwischen den Berghängen des Naturparks Hohes Venn-Eifelin der Rureifel (vom Fluss Rur, der nicht mit der Ruhr zu verwechseln ist). Bei einem Spaziergang durch den Ort mit seinen engen und verwinkelten Gassen gewinnt man den Eindruck, als seie hier die Zeit stehen geblieben. |
Fachwerkhäuser an der Rur |
Bis 1918 hieß die Stadt Montjoie, die Namensänderung erfolgte am 9. August 1918 durch kaiserlichen Erlass. 1198 wurde Monschau als Mons Jocis zum ersten Mal erwähnt. Vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Monschauer Burg als Castrum in Munioie durch die Herzöge von Limburg errichtet und im 14. Jahrhundert weiter ausgebaut. Heute befindet sich in der renovierten Burg eine Jugendherberge. |
1352 bekam Montjoie Stadtrechte. Die Herrschaft Montjoie ging nach dem Tode Johann III. von Schönforst-Montjoie 1433 an das Herzogtum Jülich über. Die Stadtbevölkerung vergrößerte sich im Dreißigjährigen Krieg durch eine Flut von protestantischen deutschsprachigen Flüchtlingen auf der Suche nach Religionsfreiheit. |
Fachwerkhäuser an der Rur, links das "Rote Haus" |
1543 wurde Monschau im Rahmen der "Geldernschen Fehde" zwischen Wilhelm V. von Jülich und Kaiser Karl V. fast völlig zerstört. Nach dem Aussterben des Hauses Jülich geriet Monschau an den Pfalzgrafen von Neuburg an der Donau, später Bayern. 1698 wurde Monschau von den Franzosen besetzt, die zahlreiche Häuser zerstörten. Das weitgehend unversehrte Stadtbild verdankt Monschau im Wesentlichen der Zeit danach, also dem 18, Jahrhundert. |
Monschau war über mehrere Jahrhunderte als Tuchmacherstadt bekannt. Als Begründer der Monschauer Tuchindustrie gilt der am Ende des 16. Jahrhunderts wegen der Begleitumstände der Aachener Religionsunruhen von dort ausgewanderte protestantische Tuchmacher Arnold Schmitz, der im sogenannten Schmitz'schen Hof an der Rur die ersten Feintuche in der Stadt herstellte. |
Der Kirchturm |
Die Tuchproduktion gewann in Monschau immer größere Bedeutung und die Stadt wurde reich. Für die reichen Tuchfabrikanten wurden Wohnhäuser im barocken Stil erbaut, wie zum Beispiel das bekannte "Rote Haus", das noch die originale großbürgerliche Einrichtung des 18. und 19. Jahrhunderts beinhaltet und als Museum besichtigt werden kann. Sehenswert ist vor allem hier das Treppenhaus, das mit vielen geschnitzten Motiven mit Szenen aus der Tuchmacherzunft verziert ist. |
Monschau (Eifel-TV) |
Mitte des 18. Jahrhunderts kam der aus dem Bergischen Land stammende Johann Heinrich Scheibler nach Monschau, ein erfahrener Tuchmacher und tüchtiger Geschäftsmann. Er importierte u.a. Merinowolle aus Spanien, verbesserte die Fabrikationsmethoden und organisierte das Handwerk neu. Zeitweise beschäftigte er dabei zwischen 4000 und 6000 Menschen. Es war Scheibler, der das Rote Haus errichten ließ. |
Auf dem Marktplatz |
Scheibler ließ in seiner Fabrik nach neuesten Rezepten ein- und mehrfarbige Tuche anfertigen, die den flandrischen, französischen und englischen Tuchen auf den überregionalen Märkten erfolgreich Konkurrenz boten. Mittels eines ausgeklügelten Vertriebssystems verkaufte er seine Markenartikel europaweit aber auch in Russland, in der Türkei, in Ägypten und Persien. Diesem wirtschaftlichen Erfolg Scheiblers und seiner Familie war es zu verdanken, dass Monschau über viele Jahrzehnte eine Hochburg der Tuchindustrie wurde und einen enormen gesellschaftlichen Aufstieg erlebte. |
Ein schönes Fachwerkhaus |
Unter den Sehenswürdigkeiten befindet sich das bereits genannte Rote Haus, ein architektonisches Prachtstück, das als eines der repräsentativsten Patrizierhäuser des Rheinlandes gilt. Das Haus Troistorrf ist eine weitere prachtvolle Residenz einer Tuchmacherfamilie. Mittwochs und Freitags kann der Besucher in der Historischen Senfmühle zuschauen, wie verschiedene Senfsorten hergestellt werden. Burg Monschau ist eine beliebte Jugendherberge, deshalb kann nur der Burghof besichtigt werden. Im Sommer finden hier Open-Air-Festspiele statt. |
Und vor der Haustür Monschaus: Majestätische Buchenwälder, knorrige Eichen, wilde Bäche und eine beeindruckende Seenlandschaft, das ist der Nationalpark Eifel. Seit Anfang 2004 bildet das 10.700 Hektar große Gebiet in der Nordeifel den ersten Nationalpark Nordrhein-Westfalens. Es schließt damit als vierzehnter Nationalpark Deutschlands die westliche Lücke im bestehenden Nationalparknetz. Ein Wanderparadies. |
Abends an der Rur |
Glücklicherweise hat sich die Stadtverwaltung von Monschau ein sehr sinnvolles Parkkonzept für die Altstadt einfallen lassen, die es den Besuchern ermöglicht, den historischen Altstadtkern mit seinem einmaligen mittelalterlichen Ensemble stressfrei von störendem Autoverkehr zu genießen. |
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UNTERKÜNFTE IN MONSCHAU |
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