Argentinien 2004
Reisebericht Argentinien - Patagonien    
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ARGENTINIEN 2004
Buenos Aires
Tango in San Telmo
Puerto Madryn
Pinguine in Punta Tombo
Halbinsel Valdes
Ushuaia
Zur Seelöweninsel
Nationalpark Feuerland I
Estancia Harberton
Garibaldi-Pass
Zug am Ende der Welt
Nationalpark Feuerland II
Beagle-Kanal Titanic
El Calafate
Perito-Moreno-Gletscher
Ruta 40
Nach Bariloche
Auf den Cerro Otto
Nahuel-Huapi-See
Nationalpark Lanin
Das verzaubert Tal
Lago Mascardi
Abschied von Bariloche
Buenos Aires
Im Paranà-Delta
 
 ARGENTINIEN 2008
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 ARGENTINIEN / CHILE 2014
 
Buenos Aires
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  Buenos Aires    
 
31. März
Ein gemächlicher Tag in Bariloche
Wieder ein reiner Urlaubstag ohne große Unternehmungen. Mein letzter Tag in Bariloche! Am spä­ten Nachmittag holt uns Cati mit ihrem Pickup ab – ach, wäre ich doch gestern mit einem solchen geländegängigen Gefährt unterwegs gewesen! – und wir fahren auf die estancia von Dieter, einem österreichischen Forstingenieur und langjährigen guten Freund von Tante Helga, der seit Jahr­zehn­ten mit der Aufgabe befasst ist, diesen Teil Patagoniens wiederaufzuforsten.
Schätzungsweise 25 Millionen Bäume will er insgesamt gepflanzt haben. Zur Wiederaufforstung wer­den hauptsächlich aus dem Westen der Vereinigten Staaten stammende Kiefernarten und Dou­glasien verwendet, die sich in einem ganz ähnlichen Klima und ebenfalls auf Böden aus vulka­ni­schen Aschen entwickelt haben und auch dort wunderbare Wälder gedeihen lassen, wo in Pata­go­nien nur noch baumlose Steppe existiert. Dass sie auch schneller wachsen und somit forstwirt­schaft­lich ertragreicher sind, vergisst Dieter nicht zu erwähnen. Sie ermöglichen es den Farmern, zusätzliche, von der Schafszucht unabhängige Einkommen zu erwirtschaften.
Nach einer echten „österreichischen“ Jause mit Schwarzbrot, Wurst und Käse, Kuchen und Kaffee, führt Dieter Cati und mich noch für ein Stündchen kreuz und quer durch seinen Besitz. Wir fahren mit einem alten Jeep auf wilden, abenteuerlich anmutenden Pisten, die so steinig sind, so uneben, und streckenweise derart steil die Hügel hinauf führen, dass ich manchmal Angst habe, unser Ge­fährt könnte umkippen. Dieters kurzbeiniger, anhänglicher Bulldogge läuft dabei die meiste Zeit dem Geländewagen hinterher. Einmal macht uns Dieter auf Spuren von Hirschen in der Brunst aufmerksam, ein anderes Mal zeigt er uns Stellen, wo man anhand der dort gedeihenden Baum­ar­ten erkennen kann, welches Mikroklima dort vorherrscht, und immerfort spüre ich in seinen Worten den großen Stolz auf seine Lebensleistung und seine Liebe zu diesem von ihm selbst bebauten und doch wild gebliebenen Stück Land.
Oben auf der Anhöhe pfeift ein eisiger Wind. Die Aussicht, der das spärliche Licht der späten Stun­de eine leicht düstere Note gibt, reicht weit in menschenleeres Land hinein. Davon geht eine derart subtile Faszination aus, dass ich mit außergewöhnlicher Intensität die Konfrontation mit meiner Sehnsucht nach freier Natur und Abenteuer erlebe.
Auf dem Rückweg bringt uns Cati noch zur Werkstatt. Das Auto ist bereits fertig. Kostenpunkt: unglaubliche 84 Pesos, also nur 24 Euro für Abschleppen und Reparieren!

1. April
Abschied von Bariloche
Es hat sich eingebürgert: Am Abflugtag regnet es. Und es ist merklich kühl geworden. Wie gut, das die Wettervorhersage für Buenos Aires Sonne und Wärme verspricht. Aber nicht nur das Wetter sorgt für eine melancholische Grundstimmung. Denn ich erlebe heute einen doppelten Abschied. Wie es bei Reisen häufig ist, kommt nach einer Phase des Heimwehs, der Lustlosigkeit, der Ab­wehr, ein Moment, in dem man den Eindruck hat, man sei schon seit ewig unterwegs und man könne – und wolle – noch auf undefinierte Zeit weiterreisen. Dieser sanfte Abschiedsmelancholie steht wie ein Zwillingsbruder die Freude entgegen, bald wieder „daheim“ zu sein. Auf eine ganz eigenartige Weise ergänzen sich aber diese beiden Gefühle.
Der Abschied von Tante Helga ist dagegen vom Gefühl der Selbstverständlichkeit begleitet, dass ich sehr bald wieder zu Besuch kommen werde. Einmal mit Tante essen gehen, sich von Cati im Geschäft verabschieden, die Taxifahrt zum Flughafen – mehr gibt der Tag nicht her.
Wieder in Buenos Aires
Nach der Ankunft im Aeroparque fällt mir angenehm auf, dass beim Verlassen der Gepäck­aus­ga­behalle alle Passagiere ihren Gepäckschein herzeigen müssen, und dieser mit dem auf den Koffer verglichen wird: eine effiziente (und offensichtlich notwendige) Methode, um Diebstahl zu ver­meiden.
Im Gran Hotel Dora, wo ich wieder absteige, fühle ich mich sofort wieder heimisch. Im Nu bin ich geduscht, umgezogen und in der lauen Abendluft der Stadt unterwegs. Viel mehr als beim ersten Mal nehme ich den weltstädtischen Charakter dieser Stadt wahr. Gut gekleidete, gehetzt aus­se­hen­de Geschäftsleute, Müßiggänger und Flaneure in baumgesäumten avenidas, selbst­be­wusste, pro­vo­zierend schöne Mädchen, mörderischer Straßenverkehr, Tango in den Straßen, reich ausgestattete Buchläden und schicke Boutiquen - eine Stadt voller Entdeckungen!
Die Krönung des Abends ist für mich eine Fotoausstellung an der Plaza San Martin. Die Ausstellung zeigt auf 120 großformatigen Tafeln beeindruckende Aufnahmen der Erde, die der französische Fotograf Arthus-Bertrand von einem Hubschrauber aus gemacht hat.
2. April
Vorletzter Tag in Buenos Aires
Wie oft sehe ich Menschen auf der Straße, im Hotel oder am Nebentisch im Restaurant und ver­su­che für einen kurzen Augenblick in ihre Köpfe, hinter ihre Gesichter, in ihre Körper, in ihre Ge­schich­te zu schlüpfen. Dieses Sichhineinversetzen ist zwar ein guter Weg, um Vorurteile abzu­bau­en, Menschen besser zu verstehen, Sympathie für sie zu erfahren. Aber es bleibt ein Prozess, der sich einzig und allein im Kopf des Betrachters abspielt. Die Nähe, die ein Begrüßungsküsschen mit sich bringt hingegen - dabei denke ich gar nicht an Erotik - ist, bei aller Förmlichkeit, bereits viel mehr wert als alle Gedanken der Welt.
Trotz der sommerlichen Hitze und der feuchten Luft, die meine Kleidung andauernd an der Haut kleben lassen, und ungeachtet der vielen Stunden, die ich zu Fuß unterwegs bin (na gut, ab und zu lasse ich mich von einem spottbilligen Taxi eine kleine Strecke fahren), erlebe ich einen seltsam beschwingten, erlebnisreichen Tag. Keine Spur von Rückenschmerzen, keine Mattigkeit, die mich andauernd zu einer Pause im Café drängt, nur Leichtigkeit in meinen Gedanken und hellwache Sinne. In diesem Zustand der „Unbeschwertheit“ kann ich Dinge sehen, die mir sonst entgehen: keine klassischen Stadtbilder sondern ungewöhnliche Details, absurde Gegensätze von Alt und Neu, die Ästhetik des Chaos mehr als die Harmonie, das Ausgefallene statt dem „Schönen".
3. April
Zum Delta des Paraná
Abfahrt vom Bahnhof Retiro. Fast eine Stunde rattert und klappert der Zug in Richtung Norden - und es ist immer noch Stadt. Einer nach dem anderen ziehen die Vororte von Buenos Aires vorbei: wie Olivos - dem Sitz des Präsidenten - oder San Isidro entlang des Río de la Plata; manchmal wirken die vorbeiziehenden Stadtviertel mit ihren kleinen Einfamilienhäusern und platanen­ge­säum­ten Straßen bürgerlich-vornehm, manchmal sieht es aus wie auf dem Hinterhof einer Fabrik; das Hippodrom, an dem wir vorbeifahren, suggeriert eine distinguierte, wohlhabende Welt, aber kurz darauf - und es ist auf einem großen Teil der Strecke so -, zeigt sich eine Stadtlandschaft dem Auge, die nur aus riesigen zehn- bis fünfzehnstöckigen Gebäuden besteht.
Im Außenbezirk Tigre, einem beliebten Wochenendziel der porteños, angekommen, mache ich mich sofort auf die Suche nach einem Ausflugsboot, um die Hauptattraktion dieser Gegend zu erkunden, das Flussdelta des Río Paraná. Dieser 4000 Kilometer lange Strom fließt hier mit dem Río Uruguay zusammen, um den Río de la Plata zu formen. Das Delta bildet eine 1200 Qua­drat­ki­lo­meter große, von der UNESCO zum Naturschutzgebiet erklärte Wasserlandschaft mit zahllosen kleinen Nebenflüssen und verträumten Inseln, viele von ihnen bewohnt, meist als Freizeit- und Wochenendrefugium der reichen porteños. Man findet auf den Inseln zahlreiche Country Clubs, Wochenendhäuser, Parks und Gärten. Die typischen Häuser der isleños sind auf Holzpfeilern er­baut, die tief in den Grund des Deltas gerammt wurden. Wenn alljährlich der Paraná Hochwasser führt, wird der Grund für diese Bauweise ersichtlich: denn dann reicht das Wasser oft bis an die oberste Stufe der Aufgangstreppen.
Selbstverständlich werden die vielen Kanäle und Wasserläufe auch für jegliche Art von Was­ser­sport genutzt: leider auch für deren motorisierte und lärmende Variante, das Waterscooter-Fahren - welches den (Neudeutsch!) „ultimativen Speedthrill“ verspricht. Hingegen träume ich, während unser Boot träge auf den braunen Gewässern der verschlungenen Nebenflüssen und Kanälen schippert, vom ersten Augenblick an nur davon, einige Tage auf einer der kleinen romantischen Inseln zu verbringen. Dort würde ich - so stelle ich es mir vor - entrückt inmitten üppiger sub­tro­pischer Vegetation mit einem Kanu auf dem Wasser gleiten und mich völlig im Einklang mit der Natur fühlen.
4. April

Der Rückflug

Über den unendlich langen Flug von Buenos Aires (über Rom) nach München ist nicht viel zu sagen, außer vielleicht, dass ich diesmal auf die Qualen des langen Sitzens geistig vorbereitet bin und mir schwöre, in Zukunft niemals mehr so lange Strecken mit Alitalia zu fliegen. Ich bilde mir ein, dass ich bei keiner anderen Fluggesellschaft derart enge Sitzplätze erlebt habe.

In München

... und es ist gleich wieder kalt und regnerisch!
Im Delta des Paranà Im Delta des Paranà Im Delta des Paranà Wandmalerei Wandmalerei Club de Pescadores Tango Fotoausstellung Fotoausstellung