Argentinien 2004
Reisebericht Argentinien - Patagonien    
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ARGENTINIEN 2004
Buenos Aires
Tango in San Telmo
Puerto Madryn
Pinguine in Punta Tombo
Halbinsel Valdes
Ushuaia
Zur Seelöweninsel
Nationalpark Feuerland I
Estancia Harberton
Garibaldi-Pass
Zug am Ende der Welt
Nationalpark Feuerland II
Beagle-Kanal Titanic
El Calafate
Perito-Moreno-Gletscher
Ruta 40
Nach Bariloche
Auf den Cerro Otto
Nahuel-Huapi-See
Nationalpark Lanin
Das verzaubert Tal
Lago Mascardi
Abschied von Bariloche
Buenos Aires
Im Paranà-Delta
 
 ARGENTINIEN 2008
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 ARGENTINIEN / CHILE 2014
 
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Faszinierendes Patagonien
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  Buenos Aires    
 
21. März
Regen
Als ich aufwache, höre ich starken Regen, wie er aufs Dach klatscht. Es ist ein völlig unerwarteter Kontrast zu den vergangenen Tagen, an denen man meinen könnte, Schlechtwetter sei in dieser wüstenähnlichen Gegend ein Fremdwort. Wie gut, dass wir heute weiterfliegen. Dann tausend Ki­lo­meter weiter im Norden kann die meteorologische Situation wieder völlig anders sein.
Weiterflug nach Bariloche
Nach dem Frühstück laufe ich noch schnell zum nächsten locutorio internet, um mich zu Hause zu melden. Die Straßen sind in Bäche verwandelt und die Pfützen stellenweise meterbreit. Ich muss mich im Weitsprung üben.
Pünktlich um 12 Uhr 30 holt uns der bestellte remise (private Mietwagen mit Fahrer, bei Lang­stre­cken meist billiger als ein Taxi) ab und wir fahren zum Flughafen. Es ist mein sechster Abflug auf dieser Reise. Kurz vor der Landung – der Flug dauert nur eineinhalb Stunden – genieße ich meinen ersten Blick auf den Pazifik. Majestätisch die Aussicht auf die Anden, auffallend die fast exakte Trennlinie zwischen der steppenhaften Landschaft im Osten und der alpinen, grünen Landschaft der Anden.
In San Carlos de Bariloche erwartet uns Sommerwetter, wie es im Buche steht. Herrlich klare Luft, ein blauer Himmel und ein dunkelblauer Nahuel-Huapi-See mit dem Glitzern der millionenfachen Spiegelungen der Sonne im Gegenlicht.
Tante Helgas Garten
Tantes Haus liegt in einem Gartenviertel von Bariloche, wunderschön gelegen, mit einem üppig be­wachsenen Garten, von der (staubigen) Calle Austria durch einen Zaun und dichter Vegetation ge­trennt – eine Idylle! Der Name der Straße wurde ihr übrigens auf Antrag bei der Gemeinde ver­lie­hen und die Einweihung erfolgte mit dem Hissen der österreichischen Fahne, dem Beisein des österreichischen Botschafters aus Buenos Aires und des österreichischen Konsuls in Bariloche. In diesem Viertel gibt es dann auch noch eine Calle Alemania, eine Francia, und eine Suiza. Schwer zu erraten, aus welchen Ländern der Welt die meisten Einwanderer hierher kamen.
Ich wohne in einer direkt hinter dem Hauptgebäude stehenden "Dependance", d.h. in einem voll­ständig eingerichteten Holzhäuschen mit jedem Komfort, mit Küche, Badezimmer, Warmwasser und Gas-Heizung!
Der Garten ist Tante Helgas ganzer Stolz. Ich bin zwar botanisch nicht so bewandt, begegne aber der Fülle und der Schönheit dieses Gartens mit Bewunderung. Wenn ich an meine kleine, mit soviel Mühe begrünte Terrasse denke, kommt doch ein Anflug von Neid auf.
An der Hauswand ranken wilder Wein und Passionsblume. Rund um den Rasen, auf dem ich mir vor-stellen kann, so manchen Sommernachmittag zu verbringen, drängen sich Gehölze, Büsche und Blumen: Falscher Jasmin, Zierpflaume, Rotahorn, Zierkirsche, Zierapfelbaum, kanadische Ei­che, Fuchsie, Birke, Goldregen, Rhododendron, Pfingstrose, Hagebutte, braunrosa Ginster, Him­beer­sträucher (die mindestens 5 Kilo tragen), Clematis, Knöterich, Weiden, Stachelbeersträucher (4-5 Kilo auf zwei Sträuchern), Zierpfirsich, Holunder, Hopfen, Hortensien, eine riesengroße Eber­esche, Weichselbaum, Stechpalme, Elfenbeinginster, Lavendel, Rudbeckien, nur um einige zu nen­nen! Und natürlich der hierzulande sehr beliebte Notro (Embothrium coccineum, auch Chile­nischer Feuer­strauch genannt), ein immergrüner, hoher Strauch oder kleiner Baum mit dunkelgrünen Blät­tern und langen, dünnen, strahlend scharlachroten Blüten an den Zweigenden: das wohl spek­ta­ku­lärs­te Blütengehölz Patagoniens. Des weiteren das Ziergehölz Mayten mit seinem filigranem Laub und natürlich - Rosen.
Mindestens einmal in der Woche kommt ein peon, um Tante bei der Gartenarbeit zu helfen. Und da gibt's viel zu tun!
Und wenn das noch nicht reicht, um Tante Helga zu beschreiben, hier noch ein Satz aus einem Buch von Karl Ilg über die deutschsprachige Besiedlung in Südamerika: "Die lose Österreichische Gemein­schaft war durch die Initiative der rührigen Frau Helga Stampfl, Besitzerin der bedeu­tend­sten Buch­handlung am Platz, die "Libreria Mitre“ in der Lage, schon mehrere Botschafterempfänge sowie sportliche und kulturelle Veranstaltungen durchzuführen. Sie wäre als Honorarkonsul zu empfehlen."
22. März
Erster Tag in Bariloche
Wenn die Reise zum Urlaub wird: Aufwachen, die ersten Sonnenstrahlen genießen, einen Kolibri zwi-schen den Ästen der Fuchsie direkt an meinem Fenster fliegen sehen, gleich daneben dau­men­dicke, braune Hummeln, die mit ihrem „Fell“ wie winzige Bären aussehen. Anschließend Früh­stü­cken, nichts tun, die Zeit einfach beim Sitzen im Garten verstreichen lassen. Es ist immer noch sommerlich warm, die Luft stechend klar.
Der Tag verläuft ruhig und ohne Hektik, es gibt viel zu erzählen und ich bin sowieso ziemlich be­sich­tigungsmüde.
Während in der Küche Mara, Tante Helgas „Perle“, lockere Palatschinken brät, klingelt es an der Tür. Es ist der Brotausträger der deutschen Bäckerei mit zwei duftenden, noch warmen Vollkorn­schwarz­bro­ten, die er mir über den Gartenzaungatter reicht.
Mara kommt ein paar Mal in der Woche, kocht für Tante (auch auf Vorrat und zum Teil schmack­hafte deutsche Hausmannkost) und serviert still und mit Zurückhaltung die Speisen. Jedes Mal wenn Tante Helga mit einer kleinen Tischglocke klingelt, um Mara herbeizurufen, und sie daraufhin prompt zum Auf- oder Abtragen der Speisen kommt, komme ich ins Grübeln über die soziale Situation in diesem Land, dessen Entwicklung sich offensichtlich völlig von jener Europas ab­ge­koppelt hat. Dienstmädchen (dieses Wort gilt bei uns längst nicht mehr als „politically correct“) und Hauspersonal sind ja in Mitteleuropa selbst in Zeiten von hoher Arbeitslosenzahl nur noch das Privileg einer kleinen sehr wohlhabenden Schicht.
Am Nachmittag fahren wir zur ersten Stadtbesichtigung ins Zentrum. Das Centro Civico, der alte Kern des Ortes, ist recht hübsch angelegt, er besteht aus einem großen viereckigen Platz, der von einer Reihe von holzverschalten oder steinernen Gebäuden umgeben ist, in denen u.a. das Bürger­meister­amt, die Post, das Fremdenverkehrsbüro und das Provinzmuseum untergebracht sind. In der Mitte steht ein Reiterstandbild, auf der einen Seite leider ein hässliches Hochhaus, von dem das Ensemble ziemlich verschandelt wird. Es soll auf die Korruption in der Zeit der Diktatur zurückzuführen sein.
Vom Hauptplatz gelangt man durch zwei Torbögen zur Calle Bartolomeo Mitre, welche die Haupt­geschäftsstraße von Bariloche ist. Hier hatten auch Tante Helga und Onkel Willy über Jahre hinweg ihren gut laufenden Buch- und Schallplattenladen. Aus viel mehr als dieser Mitre und einige parallel dazu verlaufenden Straßen besteht das Zentrum allerdings nicht.
Die zum See parallel laufenden Straßen (wie der Mitre) sind eben, die zur Hauptachse quer ver­lau­fenden dagegen reine Berg- und Talbahnen, hin zum See leicht abfallend, stadtauswärts teils sehr steil, was ein wenig an San Francisco erinnert.
Nach einem Abstecher im Souvenirladen von Cati landen wir schließlich, als Krönung des Tages im Café del Turista, ein riesiger, aber gemütlicher Laden, wo wir mein Lieblingsritus vollziehen: das Konsumieren von Kuchen und cafe con leche.
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