Der Name Rocamadour leitet sich vom Heiligen Amadour ab, einem Eremiten, der hier am Fuß eines steilen Felsens (französisch Roc) Zuflucht fand. Laut anderen Quellen kommt der Name vom okzitanischen "roc amator", was "der Felsliebende" bedeutet.
Rocamadour grenzt an das Département Dordogne der Nachbarregion Aquitanien. Die Stadt liegt an einer Steilklippe in dem an dieser Stelle trockene Alzou-Tal und im Regionalen Naturpark Causses du Quercy. Das in die Kalksteinfelsen gebaute Rocamadour, dessen mittelalterliche Häuser sich an die steilen Abhänge über eine Schlucht schmiegen, bildet ein imposantes Ensemble.
Rocamadour
Heutzutage sind es Scharen von Touristen, die den kleinen aber beeindruckenden Ort im französischen Département Lot im äußersten Nordwesten der Region Midi-Pyrénées besuchen. Früher, ab dem zwölften Jahrhundert, waren es Pilger, die kamen, um Notre Dame de Rocamadour (unsere liebe Frau von Rocamadour) zu verehren und anzubeten, eine geheimnisvolle schwarze Madonna, die sich in der gleichnamigen Kapelle befindet.
Die Ursprünge der Wallfahrt werden von der Legende in urchristliche Zeit verlegt. Rocamadour verdankt seinen Ursprung dem Heiligen Amadour, der, laut Überlieferung, den Ort für seine Verehrung der Jungfrau Maria als Einsiedelei gewählt hatte. Dieser berühmte Wallfahrtsort liegt in einer ganz besonderen Kulisse. Seine Gebäude ragen in Stufen eine Klippe empor am rechten Ufer des Flusses Alzou, der hier zwischen über 100 m hohen Felswänden verläuft. Treppen führen von der unteren Stadt zu den Kirchen-Gruppe. Das Hauptgebäude ist die Kirche Notre Dame (1479), welche die Holz-Madonna beherbergt, die von St. Amadour geschnitzt worden sein soll. In Wirklichkeit dürfte das Gnadenbild der thronenden Gottesmutter mit dem auf ihrem linken Knie sitzenden Kind eher dem 12. Jahrhundert angehören.
Das Schloss auf der Zitadelle
Als 1166 ein unverwester Leichnam in einem alten Grab an der Schwelle der Marienkapelle entdeckt wurde, glaubte man den legendären Einsiedler Amadour gefunden zu haben. Es wird von verschiedenen Wundern berichtet, die den Ruhm des Gnadenortes verbreiteten.
Aussicht auf die zerklüftete Landschaft
Die Wallfahrt zur schwarzen Madonna war im Mittelalter sehr berühmt. Manchmal drängelten sich bis zu 30.000 Pilger, darunter auch Könige, die sich von Saint Amadour Linderung ihrer Leiden erhofften. Der auf wundersame Weise geheilte englische König Heinrich Plantagenet war der erste bedeutende Pilger, der sein Knie beugte. Danach waren die Gläubigen nicht mehr aufzuhalten. Bekannte Wallfahrer waren der Heilige Dominikus, der Heilige Bernhard von Clairvaux und der französische König Ludwig IX. und der Philosoph Raimundus Lullus. Viele Wallfahrer kamen aber nicht aus eigenem Antrieb hierher, sondern, weil ihnen die Pilgerfahrt als Buße auferlegt worden war. Diese Praxis des kanonischen Rechtes hatte sich zur Karolingerzeit entwickelt und wandelte sich seit dem 13. Jahrhundert zu einer vor allem in Holland von weltlichen Gerichten verhängten Strafe. Davon zeugt die große zum Heiligtum führende Treppe. Die Bußwallfahrer hatten nach der Ankunft in Rocamadour ein Kleid aus grobem Stoff und Ketten an Hals und Armen anzulegen. Dann mussten sie auf Knien die Treppe zu einem Pranger hinaufsteigen. Die meisten Büßer kamen wohl mit wunden, blutenden Knien oben bei der Kapelle an. Vor dem Altar der Kapelle erflehten sie Vergebung, worüber ihnen eine Bescheinigung ausgestellt wurde. Diese schmerzvolle Vorgehensweise bleibt den heutigen Touristen wohl erspart. Zumal ein Aufzug auch das Treppensteigen vermeiden lässt.
Rocamadour von oben
Die Verehrung der der Madonna von Rocamadour verbreitete sich bis nach Lissabon, Porto, Sevilla und sogar nach Sizilien. Im Rahmen der Reconquista [] fand am 16. Juli 1212 bei Navas de Tolosa die entscheidende Schlacht zwischen Christen und Mauren statt. Die bei der Schlacht entfaltete Fahne von Rocamadour soll die Mauren in die Flucht geschlagen haben und den katholischen Königen von Spanien zum Sieg verholfen haben.
Im Hundertjährigen Krieg (1337 bis 1453) plünderten englische Truppen mehrmals den Kirchenschatz. Protestantische Heerführer legten den Ort in Trümmer. Die Kapelle zerstört der Leichnam des legendären Heiligen zerschlagen. Das Gnadenbild und eine in der Kapelle aufgehängte Glocke, die der Legende nach durch selbsttätiges Läuten Wunder ankündigte, blieben verschont.
Rocamadour
Von dieser Zerstörung erholte sich Rocamadour nie wieder. Erst im 19. Jh. ließen sich die Bischöfe von Cahors, die Heiligtümer restaurieren und bemühten sich, die Wallfahrt wieder aufleben zu lassen. Heute wird der Ort wieder von vielen Pilgern besucht.
Die heilige Stadt aus dem 12. Jahrhundert besteht aus sieben Kapellen, die bedeutendste ist die Marienkapelle, die über der Krypta des Heiligen Amadour steht. Die Basilika Saint-Sauveur und die Krypta sind seit 1998 Teil des Weltkulturerbe der UNESCO "Jakobsweg in Frankreich".
Weitere Höhepunkte sind
die Michaelskapelle und
das Museum sakraler Kunst, in dem zahlreiche Reliquienschreine, religiöse Gemälde und Statuen gezeigt werden,
und die Burg aus dem 14. Jahrhundert mit atemberaubendem Ausblick. Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung sind das
Raubvogelschutzzentrum,
der Affenwald und
die unterirdischen Höhlen Grottes de Lacave.