Die Schlösser des Medoc |
Das Médoc ist eine dreiecksförmige Halbinsel im französischen Département Gironde, die zwischen der Atlantikküste (Côte d’Argent), dem Mündungsarm der Gironde und den Landes de Gascogne, auch Forêt des Landes genannt, dem größten zusammenhängende Waldstück Frankreichs, liegt.
Im Médoc ist schon seit langem Weinbau anzutreffen: Das Médoc (vornehmlich der östliche Streifen an der Gironde) ist eine der bekanntesten Weinbauregionen der Erde. Das Weinbaugebiet erstreckt sich auf einer Länge von 80 km und einer maximalen Breite von 10 km. Die für den Weinbau genutzte Fläche beträgt etwa 16.000 ha.
Das Médoc ist nur eines der Weinbaugebiete des größten zusammenhängenden Anbaugebiets der Welt für Qualitätswein, des Bordeaux. Im "Bordelais" (so nennt sich die Region auf Französisch) gibt es ca. 4.000 Châteaux genannte Weingüter, die die weltberühmten Weine produzieren.
Die im Médoc meistverwendeten Rebsorten sind Cabernet-Sauvignon und Merlot. Die
Appellation d’Origine Contrôlée (kontrollierte Herkunftsbezeichnung)
Médoc gilt zwar für das gesamte Médoc, wird aber de facto nur für den nördlichen Teil der Halbinsel verwendet. Weil hier der Anteil des Merlot in der Regel höher als in den anderen Teilen des Médoc liegt, sind die Weine etwas fruchtiger und runder. Die zweitgrößte Appellation, Haut-Médoc, umfasst den südlichen Teil des Médoc.
Der kleine Ort Pauillac ist für seine Weine weltberühmt. Drei der fünf Premier Crus (Ersten Gewächse) des Médoc gehören zum Gebiet der AOC von Pauillac: Vor den Namen berühmter "Crus" wie Château Lafite-Rothschild, Château Latour, Château Mouton-Rothschild, Château Pichon-Longueville-Baron oder Château Pichon-Longueville-Comtesse de Lalande können einem bereits vor Ehrfurcht die Beine zittern. |
In Zusammenhang mit Pauillac ist ein interessantes "Ereignis" zu erwähnen: Jedes Jahr an einem der ersten Samstage im September startet hier der "längste Marathon der Welt", bei dem mehr als die Hälfte der Teilnehmer in Verkleidung läuft. Man trifft dort auf rosarote Panther, Indianer, Clowns, Steinzeitmenschen und weitere skurrile Figuren. Obwohl die Strecke mit einer Länge von 42,195 km genau der Norm der Marathonläufe entspricht, gilt der karnevaleske Dauerlauf als der längste seiner Art. Der Grund ist leicht erklärt: Die Strecke führt an knapp 60 der besten Weingüter Frankreichs vorbei, in denen die Teilnehmer kostenlos verpflegt werden. Aber die Verpflegung besteht keineswegs nur aus Sandwiches, Obst und weiterer fester Nahrung, sondern auch aus den eigenen Weinen der verschiedenen Châteaux. So bekommt mancher Teilnehmer Probleme damit, den kürzesten Weg zu laufen und begibt sich lieber im Zickzack von Château zu Château. Keine Frage, dass diese einzigartige Veranstaltung auch eine riesengroße Werbekampagne für die Médoc-Weine ist. |
Château Palmer |
Das Château Palmer ist eines der berühmtesten Weingüter des Médoc, und somit des Bordeaux. Das Weingut ist als "Troisième Grand Cru Classé" eingestuft, die dritthöchste Stufe der Klassifikationen. Das Gut steht mit seinen hervorragenden Weinen regelmäßig im Qualitätswettbewerb mit den Premiers und Deuxiemes Grus des Médocs. Der Wein wird zu gleichen Teilen aus den Rebsorten Merlot und Cabernet Sauvignon gewonnen und mit ein wenig Petit Verdot ergänzt. In der Selbstdarstellung des Herstellers besticht der Wein "durch sein ungemein komplexes Bukett aus Noten von Früchten, Blüten und Gewürzen, umhüllt von einer körperreichen und großzügigen Struktur". Das Hauptgebäude des Château Palmer ist eines der schönsten im Médoc: Hinter einem imposanten schmiedeeisernen Tor besticht eine Fassade aus hellem Stein mit hellblauen Fensterläden und grauem Schieferdach. Spitze Türmchen ragen an jeder Ecke des Gebäudes auf, flankiert von Fahnen, die über die Weinberge zu wachen scheinen. |
Château Margaux |
Das Weingut liegt im Margaux, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ort und zum berühmteren Nachbarn Château Margaux, an der Departementstraße No. 2, der "Route du Vin" (Weinstraße). Das Château Margaux ist ein Weingut, das einen der berühmtesten Weine der Welt produziert. Seit 1855 trägt der Château Margaux das Prädikat Premier Grand Cru, jenes eines "Ersten Großen Gewächses" also, das es sich im Médoc heute nur mit vier weiteren Châteaux teilt: Lafite, Latour, Mouton und Haut-Brion.
Das Schloss (oder der Wein?) sollen Namensgeber gewesen sein für Margaux Hemingway, die Enkelin des berühmten amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway. Das Schlossgebäude, oft auch das "Versailles des Médoc" genannt, wurde im Jahr 1810 von Louis Combes, dem damals führenden Architekten von Bordeaux, aus diversen Stilelementen gebaut. Eine herrliche, von riesigen Platanen gesäumte Allee öffnet den Blick auf die Schlossfassade mit ihren vier mächtigen Säulen. |
Das Château Cos d’Estournel gehört auch zu den berühmtesten Weingüter des Médoc. Seit der Klassifikation von 1855 ist das Weingut als "Deuxième Grand Cru Classé" eingestuft, der zweithöchste in der Klassifikationsstufe, also. Gegründet wurde das Weingut im 19. Jahrhundert vom Weinkaufmann Louis-Gaspard Estournel (1753 - 1844), der enge Handelskontakte nach Indien und Arabien unterhielt und aus diesem Grund auch der "Maharadscha von Saint-Estèphe" genannt wurde. Er exportierte seinen Wein und importierte im Gegenzug Araber-Pferde nach Europa. Estournel hatte die Qualität der sehr kargen Kieselböden (Cos, im Gascogner Dialekt, ausgesprochen "Koss") auf dem Hang von Saint-Estèphe erkannt. Die 64 ha des Weinguts liegen ganz in der Nähe zu den beiden Rothschild-Châteaux und bieten beste Voraussetzungen für Spitzenqualität. |
Château Cos d’Estournel |
Stilistisch unterscheidet sich das Schloss grundsätzlich von all den anderen Châteaux im Médoc. Estournel baute nämlich für sein Weingut einen großen Weinkeller mit auffällig exotischen Stilelementen, die er auf seinen Asienreisen kennengelernt hatte, beispielsweise den pagodenartig geschwungenen Dächern, den Löwen, den Elefanten (das Wappentier des Guts) und dem geschnitzten Edelholzportal, das einst den Haremsbereich des Sultan von Sansibar abtrennte und von Estournel gegen Wein eingetauscht wurde. |
Château Cantenac-Brown |
Das 42 Hektar große Weingut Château Cantenac-Brown in der Gemeinde Cantenac, das 1855 im Rahmen der Bordeauxwein-Klassifikation den Rang eines Troisième Grand Cru erhielt, wurde am 11. August 1754 vom aus Irland stammenden Jacques Boyd gekauft. Am 28. August 1806 ging das Gut dann an den Maler John Lewis Brown, Sohn eines englischen Weinhändlers. der in die Familie Boyd eingeheiratet hatte. Den größeren Teil des Guts benannte er Château Cantenac-Brown. Für diesen Teil entwarf er selbst das sehr sehenswerte viktorianische Bauwerk im sogenannten Tudor-Stil. Darunter versteht man die letzte Periode des Gotischen Stils in England, der bereits im Übergang zum Renaissance-Stil war. Namensgebend war die Dynastie des Hauses Tudor (1485 - 1603). Die Arbeiten dazu begannen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Brown ging im Jahre 1843 in Konkurs und musste seinen ganzen Rebbesitz unter dem Namen "Boyd" verkaufen. 1860 wurde das Gut von Armand Lalande gekauft, der die Rebflächen neu bepflanzte und die Keller modernisierte. Das Gut wechselte in der Folge noch mehrmals den Eigentümer, bis es im Jahr 1989 in den Besitz einer Versicherungs-Gruppe überging. |
UNTERKÜNFTE IM MEDOC |
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