Harz - Reiseskizzen von Bernd Zillich    
 
                   
   
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Wandern im Bodetal
Wernigerode
   
  Harz: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps.
 
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Im Zauberbann des Harzgebirges.
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Harz mit Kindern
 
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Montag, 08. Oktober
Wanderung nach Thale
Für jeden Harzbesucher gibt es eine Pflichtwanderung: die durch das wildromantische sagenumwobene Bodetal. Mein Gastwirt, Herr Vogel, beschreibt mir den Weg entlang der Bode von Alten­brak nach Thale in den schillerndsten Farben. Nur knappe 15 km seien es, sagt er, bei einem Höhenunterschied von weniger als 200 m. Das könne man leicht an einem Tag hin und zurück schaffen, das Gelände sei einfach und weise nur gerin­ges Gefälle auf - garan­tiert kinder- und rentnergerecht!
Wie bitte? 30 km? Will ich denn für den Jakobsweg trainieren? Herr Vogel beruhigt mich: Es gebe von Thale aus eine Bus­ver­bin­dung nach Altenbrack. Das ist beru­hi­gend - mein Tages­pro­gramm steht damit fest.
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Treseburg - Das Bodeschlösschen Entlang der Bode
Ich mache mich auf den Weg. Der stetig leicht abfallende, wurzeldurchzogene und dem Flusslauf der Bode folgende Weg führt mich durch einen schattigen Mischwald bis zur Nachbargemeinde Treseburg. Ein eigenartiger Zauber liegt über diesem ver­wunschenen Ort, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.
Zur Umgebung von Treseburg schrieb Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil:
Hier ist der Welt Geräusch verklungen,
Hier leb ich dir allein, Natur;
Bis hierher ist kein Streit gedrungen,
Hier herrscht der tiefste Friede nur.
Ab Treseburg fängt die Bode erst richtig an zu fließen, um sich durch das wilde, fel­sige Bodetal hinab und hinaus ins Vorland zu stürzen. Während ich munter und gut
gelaunt den Fluss entlang wandere, fühle ich mich in allerbester Gesellschaft. Denn vor mir sind bereits zahlreiche berühmte Besucher hier gewesen: Klopstock, Goethe, Alexander von Humboldt, Novalis, Eichendorf und Theodor Fontane, der es in seinem Roman "Cecile" verewigte.
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Entlang der Bode Die Bodeschlucht
Die preußische Regierung hatte den Wert dieses Kleinods schon früh erkannt und das Tal zur Bewahrung seiner vollen Ursprünglichkeit 1899 unter besonderen Schutz ge­stellt. 1937 wurde der Teil des Bodetals zwischen Treseburg und Thale, laut einem alten Reiseführer "das gewaltigste Felsental Deutschlands nördlich der Alpen", dann zum Naturschutzgebiet Bodetal erhoben. Das Tal wird – nicht ohne Grund – der "Grand Canyon Deutschlands" Deutschlands genannt. Es ist einzigartig! Noch dazu in dieser vor Farben leuchtenden Jah­reszeit.
Das Wetter ist leicht nebelig, so dass es die Oktobersonne gerade noch schafft, die Blätter im Gegenlicht golden aufleuchten zu lassen, aber die Landschaft zugleich etwas Ge­heim­nisvolles behält, als ob hinter jedem Erlen- oder Eschenstamm eine Sagen­gestalt auflauerte. Je mehr ich mich Thale nähere, desto urwüchsiger wird das Tal. Die Bode bahnt sich brausend und zischend ihren Weg zwischen immer schrof­feren Felswänden. Schmale Stege hoch über dem Wasser helfen mir weiter, während das Tal sich zur Klamm verengt. Kurz vor der soge­nann­ten "Teufels­brücke" stehe ich vor den eindrucksvollen Strudeltöpfen des Bode­kes­sels. Hier bro­delt das Wasser tief unten in einer Schlucht, in der sich die Bode in Jahrmillionen hineingeschnitten hat. Irgendwo da unten soll der Sage von der Rosstrappe nach der große schwarze Hund Bodo sitzen und die in die Tiefe gestürzte Krone der Prinzessin Brunhilde bewachen.
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Am Bodekessel Gasthaus Königsruhe (bei Thale)
Besonders gewaltig sind die Steilhänge unmittelbar vor Thale. 250 m hoch überragen die sagenumwobenen Felsen der Rosstrappe und des gegenüberliegenden Hexen­tanz­platzes den Talkessel. Ich bin fast am Ziel. Nach Überquerung der Teufelsbrücke sind es nur noch wenige Minuten bis zum Hirschgrund und der dortigen Gaststätte. Man kann hier im Freien direkt an der Bode auf wunderbaren Holz-Eisen-Klappstühlen sitzen, sich entspannen und in meditativer Stimmung auf den rauschenden Fluss schauen. In der Zeit der DDR war die Gaststätte aus politischen Gründen in Hirsch­grund geändert worden, seit 1995 führt sie aber wieder ihren historischen Namen Königsruhe.
Noch wenige Minuten und ich bin in Thale angekommen. In der Umgebung der Tal­station der Kabinenseilbahn gibt es einen Abenteuerspielplatz für Kinder mit Tram­po­lin, Mini-Autos und Hexenbesen und einige Imbissstände. Höchste Zeit, um meine sportliche Leistung mit einer leckeren Bratwurstsemmel zu belohnen.
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An der Bode (bei Thale) Statue von Sleipnir (Thale) St.-Petri-Kirche (Thale)
Thale selbst ist ziemlich uninteressant. Das Angebot an Sehenswürdigkeiten ist mit dem bereits erwähnten Hexentanzplatz und der Rosstrappe fast erschöpft. Er­wäh­nens­wert ist vielleicht noch der kleine Friedenspark mit der St.-Petri-Kirche, aber dann ist es endgültig aus. Kein Wunder, denn die Geschichte der Stadt ist im Wesent­lichen nur eine Geschichte von Metallurgie und Metallverarbeitung. Seit 1445 lässt sich in Thale eine erste Eisenhütte nachweisen, 1835 wurde das älteste Blech­email­lier­werk Europas in Thale gegründet. Im Zweiten Weltkrieg - kleine Merkwürdigkeit am Rande - besaß Thale sogar das Monopol auf Stahlhelme.
Freilich ist Thale ein hervorragender Ausgangspunkt für Ausflüge zu interessanten Städten wie Quedlinburg, Halberstadt und Wernigerode und für Wanderungen ins Bodetal. Von Thale aus führt mit dem Harzer Hexenstieg ein knapp 100 km langer Wanderweg quer durch den Harz bis nach Osterode.