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Reiseführer
Bukaresrt |
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Montag, 2. Juni |
Nach Bukarest |
Es hat abgekühlt. Die Luft ist kristallklar, der Tag ein Frühlingstag. An der Staatsgrenze werde ich vom bulgarischen Zollbeamten höflichst und mit "Gute Weiterfahrt und Tschüss" in perfekt ausgesprochenem Deutsch durchgewinkt. Die 1954 fertiggestellte Brücke über die Donau (die "Brücke der Freundschaft"), die das bulgarische Ufer mit dem rumänischen verbindet, ist beeindruckend. Es hat mich überrascht, zu erfahren, dass es sich bis heute um die einzige Donaubrücke handelt, die beiden Länder verbindet. Dabei ist der Fluss entlang 500 Kilometern auch Grenzfluss. Über diese kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke wird der größte Teil der Aus- und Einfuhrgüter Bulgariens transportiert. Dass dies über die wenigen Fähren, die die beiden Nachbarländer verbindet, nicht möglich ist, versteht sich von selbst. |
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Weil die Entfernung von Russe nach Bukarest nur 80 Kilometer beträgt, kann ich mich völlig entspannt dem Fahren widmen und in vollen Zügen die Landschaft genießen, die zwar keine bemerkenswerte Kontraste aufweist, dafür aber in wunderbaren Frühlingsfarben unter einem knallblauen Himmel aufleuchtet. |
Der gemütliche Teil der Fahrt endet schlagartig an der Stadtgrenze von Bukarest. Von da an ist es ein ununterbrochener, lauter und die Atemwege ätzender Dauerstau. Wegen diesem dauernden "Stop and go" habe ich immerhin die Möglichkeit, mit dem Stadtplan auf den Knien mein Ziel leichter ausfindig zu machen. Kurz nach Mittag bin ich endlich da, bei Roberto, meinem italienischen Neffen, der Bukarests vor einigen Jahren als seinen Hauptwohnsitz erkoren hat. |
Dienstag, 3. Juni |
Kontakte |
Deja vu! Nach den Tagen angeregten Reisens ist es mir recht, dass ich nicht zum ersten Mal in Bukarest bin. Das nimmt jeden Besichtigungsdruck von mir, gibt mir Zeit, eine erste zum Bilanz zu ziehen. So zieht sich der Tag zäh vor sich hin. Wir verbringen den Nachmittag in der Küche, denn für heute Abend hat Roberto ein paar Freunde eingeladen. |
Bei den Gästen handelt es sich um zwei Rumäninnen und einen Mexikaner, letzterer der Ehemann von einer der beiden. Es entspinnt sich, bei spaghetti al pesto und Zucchinigemüse, ein sehr interessantes Gespräch, das uns nach dem Genuss eines hervorragenden moldawischen Weines noch interessanter erscheint. Pablo, der Soziologe ist, berichtet vom Klassifizierungswahn der Sicherheitsbehörden in den USA, der bis zu den Statistiken von Sterbeursachen geht, die aufs Genaueste unterschieden und klassifiziert würden (so sei nach dem 11. September nicht nur die Todesursache "Terrorismus" entstanden, nein, die Staatsbürokraten würden noch weiter unterscheiden, ob das Ableben durch Verbrennung, Selbstmord durch Sprung in die Tiefe oder aus weiteren Gründen erfolgt sei). Pablo witzelt darüber, ob man in den Vereinigten Staaten demnächst auch die Sterbeart "Grenzeübertreten" (gemeint sind die illegalen Einwanderer aus Mexiko) erfassen würde (mit ihren Varianten "durch Ertrinken" oder "durch Erschießen").
Daraus entsteht ein lockeres Philosophieren über die Beweggründe der Behörden, für die das Erfassen, Kontrollieren und Führen von Statistiken mehr zur Selbstrechtfertigung diene, als zum Schutz der Bevölkerung, in dessen Namen sie handeln.
Pablo zitiert auch den Fall von einer englischer Kleinstadt, in der die Polizei mit Videogeräten ausgestattet worden sei, um all jene Bürger zu filmen, die auch nur geringfügig vom Normverhalten abweichten (beispielsweise durch Trunkenheit). Worauf wiederum eine Bürgerinitiative entstanden sei, die ihrerseits die Polizisten filmte, falls sie sich des ungebührlichen Verhalten schuldig machten. |
Das alles hat natürlich nicht viel mit Rumänien zu tun. Vielleicht scheuen wir uns alle davor, uns über dieses Land zu unterhalten. Dennoch bekommt Pablo einmal die Kernfrage gestellt: "Was denkst du über Rumänien?". Pablos diplomatische Antwort: "Der Verkehr ist chaotischer als in Mexiko-City". Chaotischer, wohlgemerkt, nicht dichter. Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken! |
Mittwoch, 4 Juni |
Lustlos in Bukarest |
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Auch heute spüre ich keinen allzu großen Drang, etwas zu unternehmen. Lediglich am Nachmittag zieht es uns noch in die Stadt, wo ich es mir nicht nehmen lasse, das berühmte Bierrestaurant Carul cu Bere aufzusuchen, eine neugotische Variante des Münchner Hofbräuhaus, gewissermaßen. Und hier halte ich mich zum wiederholten Mal an der exquisiten rumänischen Spezialität, den mititei schadlos. Das sind gegrillte Hackfleischwürstchen aus Rindfleisch, (üblicherweise mit etwas Hammel- und Schweinefleisch gemischt), die mit Knoblauch, Pfeffer, Thymian, Koriander und Anis fein gewürzt sind.
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