Kunstinteressierte, die nach Wien fahren, sollten sich unbedingt nach Hütteldorf begeben, um die ehemalige Otto-Wagner-Villa und heutige Ernst-Fuchs-Villa zu bewundern, ein ungewöhnlicher, auf einem Hang errichteter Bau, der mit seiner stattlichen Freitreppe die Aufmerksamkeit der Vorbeifahrenden auf sich zieht.
Ernst Fuchs (* am 13. Februar 1930 in Wien, gestorben am 9. November 2015 ebenda) ist ein sehr berühmter, teils umstrittener österreichischer Grafiker, Maler, Architekt und Komponist. Er gilt als einer der Gründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Der Künstler begann seine malerische Karriere in der österreichischen Hauptstadt der Nachkriegszeit. Er wurde bereits im Alter von 15 Jahren in die Akademie der Bildenden Künste in Wien aufgenommen. Von 1950-1962 lebte Ernst Fuchs in Paris, wo er unter dem Einfluss der flämischen Miniaturmalerei eine Reihe von ikonographischen Arbeiten malte. Werke von Fuchs waren seit den 1980er Jahren auf Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien, Japan, Russland und weiteren Ländern zu sehen. Unter vielen anderen haben die Europäische Kulturstiftung Berlin und das US-amerikanische Museum of European Art Arbeiten des Künstlers in ihren Sammlungen.
Das heute als "Fuchs-Villa" bekannte Architekturdenkmal an der Hüttelbergstraße im XIV. Wiener Bezirk am Rande des Wienerwaldes ist eine von 1886 bis 1888 nach Plänen des berühmten Jugendstilarchitekten Otto Wagner errichtete Ville. In den 1960er Jahren war die prächtige Villa vom Verfall bedroht und sollte sogar demoliert werden. Ernst Fuchs, der in den 1970er Jahren schon längst zu einem erfolgreichen Künstler avanciert war, ist es zu verdanken, dass dies nicht geschah. 1972 erwarb er die Otto-Wagner-Villa und machte sie in Form eines Privatmuseums auch der Öffentlichkeit zugänglich. Vieles an der Villa wurde im Sinne Otto Wagners saniert und restauriert, anderes nach Entwürfen von Ernst Fuchs selbst gestaltet. Man erzählt, dass Ernst Fuchs bereits als Kind seiner Mutter gesagt habe: "Mama, wenn ich einmal groß bin, kaufe ich dir dieses Haus".
Die Villa diente Ernst Fuchs früher auch als Atelier und Wohnsitz. Anlässlich des 100. Geburtstag der Villa Wagner im Jahr 1988 und der Eröffnung der Villa als Privatmuseum zog der Künstler an die Côte d'Azur. Heute lebt und arbeitet er vorwiegend im Fürstentum Monaco. In der absolut sehenswerten Villa zeigt der Meister des Phantastischen Realismus auf 600 qm zahlreiche Werke: Kupferstiche, Zeichnungen, Skulpturen, großformatige, eigens für diese Villa geschaffene Bilder und Objekte bis hin zu von ihm entworfene Möbelstücke. Sie alle machen aus dem Interieur ein Gesamtkunstwerk. Im Garten erbaute Fuchs die Brunnenanlage Nymphäum Omega, mit der er seine architektonischen Vorstellungen verwirklichte. Im Museum findet man Werke aus allen Epochen des Schaffens von Ernst Fuchs.
Geprägt durch Expressionismus und Jugendstil zeigen viele der Inhalte von Erns Fuchs' Werke einen Bezug zum Alten Testament und zur erotischen Mystik. Gesegnet mit einer ausgesprochenen Zuneigung zur weiblichen Schönheit und zur Erotik erschaffte der Meister zahlreiche Bilder und Skulpturen, deren ausgeprägte Formen viel Sinnlichkeit ausstrahlen. In den weiblichen Akten des sechzehnfachen Vaters sind seine Ehefrauen und Gefährtinnen abgebildet. Seine am Anfang surrealistischen, später manieristischen Werke weisen nicht selten eine religiöse, mystische, astrologische oder mythologische Symbolik auf. Nach eigenen Aussagen in seinem Buch "Architectura Caelestis" basieren zahlreiche seiner Motive auf visionäre Erfahrungen. Die Ernst-Fuchs-Villa dient heute neben seiner Funktion als Privatmuseum auch als Veranstaltungsort. Wer mehr als nur einen Besuch möchte, kann für kleine Veranstaltungen, oder Cocktailparties oder sogar Hochzeiten das ganze Haus mieten, um hier, unter den aufmerksamen Augen der Sammlungsverwalterin oder ab und zu auch mit Ernst Fuchs selbst eine Einladung zu geben.
Alles Wissenswerte für die Anreise und Organisation steht schon auf der Webseite des Ernst-Fuchs-Zentrums. |