Historische Paradores. Spanische Hotels in Klöstern, Palästen und Schlössern.
(Aufs Bild klicken, um das Buch zu bestellen ...)
Green Hotels -
100 exklusive Reiseziele
für nachhaltige Erholung
(Aufs Bild klicken, um das Buch zu bestellen ...)
Tanausú, König der Guanchen
(Aufs Bild klicken, um das Buch zu bestellen ...)
3.
April
Playa de la Caleta
Bevor ich die Rückreise angehe, möchte ich mir noch die wegen ihrer Ursprünglichkeit viel gelobte Playa de La Caleta ansehen, unweit von Hermigua.
Zur Playa La Caleta
Playa de la Caleta / Teide
Die Playa de la Caleta ist einer der schönsten Badeplätze im Norden. Eine nur in der Badesaison geöffnete kleine Bar sorgt für das Notwendigste. Badefreunde werden sich allerdings eher
mit dem sonnenverwöhnten Westen und Süden der Insel anfreunden wollten. Der grüne, nicht selten regnerische und kühle Norden ist mehr etwas für Naturfreunde und Wanderer.
Zurück in San Sebastian
Zum Abschluss gönne ich mir einen Tag im Parador Conde de La Gomera []. Die Hotelanlage, ein getreues Abbild alter kanarischer Landhäuser, liegt hoch auf den Klippen über dem Atlantik am Rande von San Sebastian.
Der Komplex mit den stilvollen Holzveranden und -balkonen lässt
kaum vermuten, dass der Parador erst 1973 erbaut und 1985 erweitert
wurde – man wähnt sich in einem alten, zum Hotel umfunktionierten
Herrschaftssitz und kann sich gedanklich leicht in die Kolonialzeit zurückversetzen.
Der etwas angestaubte Charme der kastilisch
eingerichteten Säle im Hauptgebäude, der weitläufige, elegante
Park, in dem ein Großteil der subtropischen Pflanzenwelt der Insel
vertreten ist, die grandiose Aussicht auf den Hafen und den Atlantik (von
manchen Gästezimmern kann man direkt auf TeneriffasTeide schauen), der Swimmingpool auf einer der Parkterrassen - ich
kann mich kaum sattsehen.
Man sucht aber umsonst
die exzentrischen Gestalten ehemaliger Kolonialbeamten oder – die Fantasie geht mit mir durch – einen Schnurrbart
tragenden Briten aus Northumberland. Statt dessen 08/15-Touristen, vorwiegend aus Deutschland, in eher salopper Kleidung.
Nach einer Weile bröckeln die vier Sterne des Hotels auch etwas ab. Ich bin schon eine knappe Stunde hier und das Zimmer ist noch immer nicht gemacht - es heißt,
das Zimmermädchen sei beim Mittagessen -, und in den Toiletten bei der Bar fehlt das Licht. Und ist es nicht merkwürdig? In einem
Viersternehotel, in dem zu 80 % Prozent deutsche Touristen absteigen, beherrscht
der Angestellte an der Rezeption kein einziges deutsches Wort.
Ich warte nur noch darauf,
dass mein Zimmer endlich bezugsfertig ist, erfrische mich, dann drängt es mich wieder nach unten
in die Stadt, um der dünnen Luft dieses künstlichen Ambientes zu entfliehen.
Nuestra Señora de la Asunción
Mojos
Blick auf den Hafen
Und jetzt sitze ich zum letzten Mal - so denke ich - auf der Plaza de las
Americas, genieße meine einfachen mit scharfen mojos gewürzten tapas und das "echte" Leben, das
sich vor meinen Augen abspielt.
Nach dem Abendessen drehe ich noch eine Runde auf der Strandpromenade. Der Wind ist kühl
geworden und es herrscht eine Stimmung wie
in Rimini am Ende der Saison. Mein letzter Abend in La Gomera. Nichts, aber nichts zieht mich hinauf in
die teure Herberge. Ich raffe mich schließlich nur deshalb auf, weil mich
die Aussicht von oben auf die Stadt in der Dämmerung lockt.
Im Haus herrscht eine vornehm-unterkühlte
Atmosphäre.
Deutsche Paare dinieren elegant angezogen im Restaurant bei den gedämpften
Klängen klassischer
Musik.
Im Patio stehen ebenso herausgeputzte Spanier rauchend und laut schwätzend beim
Aperitif – Spanier essen halt später! Man trifft sich wohl hier oben am Freitagabend, wenn man etwas
auf sich hält. Ich kann dieses mondäne Getue aber nicht ausstehen. Es
zieht mich in den Park. Dort bin ich allein mit dem herrlichen Ausblick
auf die Lichter der Stadt und des Hafens. Aber dort, weit unten, sehe ich noch das Leben,
Kinder beim Spielen, kleine, entfernte, sich bewegende Pünktchen auf
der plaza. Es ist Freitag, morgen gibt es keine Schule und mein Herz
bekommt einen schmerzhaften Stich . . .
Wie sagt man auf Spanisch: "Wo sind die Treppen hinunter zur Stadt?"? Vielleicht
"Donde estan las escaleras a la ciudad?" oder "Donde estan las
escaleras para ir a la ciudad?" Ich rase hinunter - zum Leben.
Jetzt geht es mir gut. Während ich den letzten Kaffee des Tages hinunterschlürfe,
lärmen und laufen ganze Scharen von Kindern auf dem Platz hin und her.
Eine Gruppe geschwätziger junger Leute am Nebentisch erinnert mich
an die Cliquen in Italien, ihre spanischen Stimmen haben die deutschen verdrängt.
Eine Fred-Olsen-Fähre fährt festbeleuchtet in den Hafen ein, der
Wind ist etwas lauer geworden, die Palmen, die den Platz abgrenzen, sind
gelb angestrahlt, ihre Blätterkronen rascheln in der Abendbrise und ich fühle
mich, wenn auch nur im Geiste - zu Hause.
Als ich zu später Stunde wieder im parador auftauche (schließlich muss ich ja dort übernachten), kommt mir
Froschgequake entgegen. Ich bin einen Augenblick lang verwirrt, ehe ich
die Verwechslung bemerke. Natürlich sind es nicht die Konzertfrösche
aus Vallehermoso, die mir ein Ständchen halten. Nein, es ist lauter, unangenehmer – es ist eine Cocktailparty.