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23. März |
Zum Paso Cardenal Samorè |
Bereits zwei Mal habe ich von Bariloche aus einen Abstecher ins südliche Chile gewagt,und in beiden Fällen war der Ausflug – leider wörtlich – ins Wasser gefallen. Es ist ja allgemein bekannt, dass auf der chilenischen Seite der Anden wesentlich mehr Niederschläge fallen als in Argentinien, aber man kann sich den Zeitpunkt einer Reise nicht immer aussuchen. Umso ermutigend also, dass diesmal die Wettervorhersage für die ganze Woche schönes Wetter verspricht. |
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Der Basaltkegel des Cerro Pantojo |
Also fahre ich so früh, wie es meine Schlafgewohnheiten erlauben, los. Zunächst die Ruta 237 entlang in Richtung Westen,dann auf der Ruta 231 parallel zum Nahuel-Huapi-See weiter in Richtung Villa La Angostura, was insgesamt etwa 85 Kilometer ausmacht. Dort tanke ich noch einmal, versorge mich mit Proviant (nur mit einem Sandwich, denn ich werde es wegen des Einfuhrverbots für frische Nahrungsmittel noch vor der chilenischen Grenze verzehren müssen), und dann geht es ein Dutzend Kilometer weiter bis zum Lago Espejo, schließlich die letzten 32 km in Richtung Westen zum Cardenal-Samoré-Pass (1314 m), auf dem die Grenze zwischen Argentinien und Chile verläuft. Kurz davor sieht man von der Straße aus den eindrucksvollen Basaltkegel des Cerro Pantojo in den Himmel ragen. |
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Unterwegs zum Paso Cardenal |
Während der Fahrt komme ich nicht drum herum, an den im Juni 2011 erfolgten Ausbruch des chilenischen Vulkans Puyehue zu denken. Damals wehte der Wind Vulkanasche bis in die hundert Kilometer östlich gelegene Stadt Bariloche, und ganze Landstriche wurden mit einer dicken Ascheschicht bedeckt. |
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Vulkanasche an der Argentinisch-Chilenischen Grenze |
Von Villa la Angostura, die damals am meisten betroffen war, bis weit nach der chilenischen Grenze ist die Landschaft immer noch geprägt von der grauen Vulkanasche. Der Vulkan stieß große Mengen pyroklastischen Materials aus, vor allem Asche und Bimsstein. Damals hieß es zwar, dass eine dicke Schicht von „ceniza“ (Asche) auf der Oberfläche des Nahuel-Huapi-Sees schwamm, tatsächlich war es aber Bimsstein, der wegen seiner geringen Dichte nicht auf den Grund des Sees sank. |
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„Ceniza“ (Bimsstein) |
Chile |
Je näher ich dem Vulkan Puyehue komme, desto düsterer wird das Erscheinungsbild der Landschaft. Das satte Grün, dasich von meinen früheren Reisen kenne, hat dem Schwarz der verätzten Bäume und dem Grau der Asche, die sich am Straßenrand oder auf dem Waldboden wie schmutziger Restschnee aufgehäuft hat, Platz gemacht. |
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Der Vulkan Puyehue |
Völlig überraschend ist es aber, dass von einem Kilometer zum anderen diese Folgen des verheerenden Vulkanausbruchs wie von Zauberhand völlig verschwinden, und sich meinem Blick eine liebliche, weitläufige grüne Wiesenlandschaft eröffnet, die an Südengland oder an das Voralpenland erinnert. |
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Idyllische Landschaft |
Der bedrückende Charakter hat sich wie in Luft aufgelöst. Offensichtlich stand nach dem Vulkanausbruch der Wind nicht gut für Argentinien, denn es war dieses Land, das zweifelsohne das Meiste abbekommen hat. |
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Der Vulkan Osorno |
Ich sehe Kuhweiden, Schafsherden, Felder, Traktoren und Bauernhöfe. Es ist sehr leicht zu verstehen, weshalb sich so viele Mitteleuropäer hier ansiedelten. In der Gegend leben heute noch besonders viele Deutschstämmige. Das Grün ist eine Wohltat für Auge und Gemüt. Bestens gelaunt strebe ich mein heutiges Ziel an – Puerto Varas. |
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Marmelade- und Likörverkauf am Straßenrand |
Ich fahre ausschließlich auf Landstraßen, streckenweise lande ich auch auf einen staubigen nicht asphaltierten schmalen Weg, es ist für mich eine intensivere Art, die Landschaft zu erkunden. An einer Stelle mache ich einen Halt, um Brombeeren zu pflücken, anderswo bleibe ich stehen, um an einer Art Kioskam Straßenrand ein paar Gläser Marmelade zu kaufen. Wegen des Reizes des Neuen entscheide ich mich für eine Marmelade aus Murta-Beeren. Die kleinen, auch Murtilla genannten halbkugeligen Beerenfrüchte der Chilenischen Guave werden ausschließlich im Süden Chiles mit Aguardiente (einer Spirituose) aufgesetzt und zu Marmelade gekocht. |
Puerto Varas |
Puerto Varas ist eine kleine, sehr auf Tourismus ausgerichtete Stadt am Südufer des Lago Llanquihue (Llanquihue-See). Mit rund 877 km² ist dieser der zweitgrößte See Chiles (zum Vergleich,die Fläche des Bodensees beträgt 536 km²). Von Puerto Varas aus bietet sich ein herrlicher Blick auf das gegenüberliegende Ufer und den beeindruckenden Vulkan Osorno, der mit seinem 2652 m hohen Gipfel fast ein Ebenbild des Fujiyama ist. Mit seiner annähernd kreisrunden Vulkan-Kegelform und der schneebedeckten Spitze ist er, wenn er nicht gerade von Wolken umhüllt ist – was sehr oft vorkommt –, ein hinreißender Blickfang. |
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Booking.com
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Untergebracht bin ich im (übers Internet gebuchten) Hotel Casa Kalfu, wobei das Wort „kalfu“, das in der Sprache der indigenen Mapuche für „blau“ steht, bereits ein Teil der Beschreibung für das ganz in Holz nach der traditionellen Architektur der Region gebaute Haus liefert. Es liegt etwa hundert Meter von der Seepromenade entfernt. |
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KARTENEMPFEHLUNG |
Umfassende, aktualisierte Karte des Gebiets um den Llanquihue-See, mit dem Nationalpark Vicente Pérez Rosales und den Vulkanen Osorno, Calbuco und Puntiagudo. Wanderwege mit km- und Zeitangaben, Unterkünfte, Zeltplätze, Hütte, Camps etc. Fotos und Tierzeichnungen. Karte erarbeitet vom Kartografischen Institut der TU Dresden. 3 Detailkarten: Volcán Calbuco, Volcán Osorno, Rupanco Todos Los Santos (Callao Trek). |
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Auf dieser verbringe ich dann die folgende Stunde, um die herrliche Aussicht zu genießen, die mir bisher verwehrt wurde. Als ich mich schließlich entscheide, essen zu gehen, ist es bereits dunkel. Dennoch bin ich im Restaurant Ibis zunächst – die Saison ist fast zu Ende und Chilenen essen zu später Stunde – der einzige Gast. |
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Am Ufer des Llanquihue-See |
Wenn ich einen Augenblick die Preise vergesse – Chile ist viel teurer als Argentinien! – kann ich mich übers Abendessen kaum beklagen: „Trucha Arcoiris“ (Regenbogenforelle), "Ensalada Palta Tomate" (Tomaten-Avocado-Salat) und „Leche Asada“ (Flan) als Dessert – das alles von einem hervorragenden chilenischen Weißwein begleitet. |
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