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Rishikesh
Jeder muß nach Rishikesh. Vom Lager Wickrath auf den Berg der Religionen
von Otmar Rhomberg

 

 

 

 

 

 

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Rucksack
Cox Swain Trekkingrucksack 45l
mit hervorragenden Trageeigenschaften

 

 

Rishikesh, 16 Uhr 30
Von der Terrasse unseres Hotels sehen wir die hübsch gelegene Stadt im Licht des Sonnenuntergangs. Aus Lautsprechern klingt ferne Musik, in der Luft fliegen zahlreiche Drachen, und auf den Dächern stehen Kinder mit der Schnur in der Hand und den Blick gegen den Himmel. Die Hügel des niedrigen Vorhimalayas im Abendlicht versöhnen mich - wie schon öfter - mit der Welt. Nebenbei bemerkt, Himalaya bedeutet in Sanskrit "Wohnstätte des Schnees".
Auf der Fahrt - über Dehra Dun - nach Rishikesh sah ich zum ersten Mal hier im Norden dichten Wald (=jangal auf Hindi) und zahlreiche Affen die kreuz und quer über die Straße liefen.
- PLANT A TREE FOR EVERY CHILD -
- GROW MORE TREES FOR ALL ROUND PROSPERITY -
Steineklöpfer zerschlugen größere zu kleineren Steinen für die Straßenerweiterung, denn die Stadt der Weisen (Rishi =Weiser) ist ein immer beliebteres Ziel für Asketen, Möchtegern-Yogis - die Beatles hatten vor Jahren hier ihren Guru gesucht -,und Touristen.

Abends, 18 Uhr 30
Plötzlich weiß ich, weshalb ich immer wieder nach Indien komme. Harmonium, Cimbal und Gesang klingen aus den Lautsprechern am Gangesufer, während Brahmanen zur Verehrung der Gottheit Öllichter anzünden und Mantras rezitieren. Ein Priester reicht uns kleine gelbe Blüten, und zeigt uns, wie wir sie zwischen den gefalteten Händen halten sollen - im Gebet. Solche Zeremonien werden Pujas genannt. In der einfachsten Form werden Blumen, Wasser, Reis, Wohlgeruch dargebracht und ein Licht entzündet. Man stelle sich die Szene vor: die Menschen am Ufer, rot beleuchtet vom warmen Licht der Öllampen, das Läuten von kleinen Glocken, die Silhouetten der Betenden im Wasser - alles gegen das Licht der Dämmerung.
Der Halbmond spiegelt sich im Fluss, der in der Ferne hinter den Hügeln verschwindet, und man erkennt gerade noch den Schatten der dunklen Wälder. Zu Schalen geformte Blätter des Pipal-Baumes werden dem Ganges Übergeben, mit einer Blüte und einem brennenden Lichtlein, und man kann den zitternden Schein noch lange mit den Blicken verfolgen, bevor er verlischt, wie ein Glühwürmchen in einer Augustnacht. Ich bin gerührt, fasziniert, glücklich und traurig zugleich.

Rishikesh, 2. Oktober
Helmut hat anscheinend auch eine Erkältung erwischt. Gestern Abend sind wir spätestens um 9 Uhr eingeschlafen und heute, nach einem kleinen Spaziergang zum Ganges in der unerträglichen Hitze, liegen wir wieder flach und erschöpft. Ein für wenige Rupien erstandenes Büchlein über den Uttarkhand, das Land der Götter, macht mir den Aufenthalt in dieser Gegend wieder schmackhaft. Namen wie: "the valley of flowers", "Gangotry" (=die Quellen des Ganges), "Yamunotry" (=die Quellen des Yamuna), "Badrinath" und "Kedarnath" haben einen magischen Klang in meinen Ohren. Die Ziele liegen allerdings alle über 3000 Meter, so wird leider eine andere Jahreszeit dafür erforderlich sein.

Nachmittags, im Basar beim Geeta Bhawan Tempel
Der Ladeninhaber füllt einen Spritzbeutel mit einem weißen Teig und quetscht spiral- und brezelförmige Stücke in das heiße Öl. Die fritierten Jalebis kommen dann in eine Schüssel mit dickem Zuckersyrup, und werden noch warm gegessen. Ein Stück davon zum Chai schmeckt sehr gut, bereits beim zweiten jedoch muss man vor der Süße kapitulieren. Wir werden von einem alten Mann bedient, der die Jalebis ohne ersichtlichen Grund mehrmals in die Hände nimmt, sich mit dem Dhoti (=Wickel-Beinkleidung) die Stirn abwischt, mit dem selben auch den Teller "reinigt" und uns die Teetassen wegschnappt noch eher wir ausgetrunken haben.
Am Abend sind wir wieder am Ufer des Ganges und erleben nochmals die ergreifende Szene der Lichter, die den Wellen übergeben werden, der händeklatschenden Frauen, die "Sita - Ram" in endloser Wiederholung singen und der Gläubigen, die das Wasser trinken, sich die Stirn nässen und beten.
In einem kleinen improvisierten Durga-Tempel (vier Pfeiler und ein Zeltdach) tanzen einige Männer wie in Trance. Die Glut in den Tongefäßen in ihren Händen erzeugt wohlriechenden Rauch, Trommeln und blecherne Deckel besorgen den (un-)musikalischen Hintergrund. Ein Sadhu in gelber Robe und dicker Brille hockt am Boden und sieht zu, der Rythmus steigert sich während Prasad (geheiligte Speise) unter den Zuschauern verteilt wird. Ich bekomme ein Stück Apfel und ein Stück Gurke. In Dehra Dun bekam ich bei ähnlicher Gelegenheit eine scharfe Linsenpaste, meistens handelt es sich jedoch um Süßigkeiten.
Ich sitze inzwischen bei einem Tee und beobachte ein winziges Kindlein in knöchellangem grünen Samtkleidchen, wie es sich am Leben freut, mich anlächelt, sich hinter der Tür versteckt, und hervorguckt, wie alle Kinder auf dieser Welt.
Auf dem Platz vor der Badestelle liegen die Bettler bereits am Boden, in ihren armseligen Decken gehüllt, wie Bündel die aus Versehen liegengelassen wurden.

Weiteres über Rishikesh
 

 

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Ramayana
Ramayana
von Claudia Schmölders

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Indische Küche Die neue indische Küche Atul Kochhars preisgekrönte Rezepte

 

 

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Indische Küche INDIEN
Küche & Kultur

Delhi, 3. Oktober
Unser Fahrer ist wirklich ein Dummkopf. Jedes Mal, wenn uns ein Auto überholte, packte ihn der Ergeiz, und er trat auf das Gaspedal. Dann fuhr er plötzlich lange gerade Strecken im Schneckentempo, um in der Dorfdurchfahrtsstraße wie ein Wilder auf die Hupe zu hauen und in wilder Raserei alle wegzuscheuchen, oder abwechselnd wieder ganz langsam und vorsichtig zu werden als die Hupe versagte.
In Delhi kannte er sich weder mit Hotels noch anderswo aus, und manchmal hatte ich den Verdacht, dass er nicht einmal des Lesens mächtig wäre.
Aber Schwamm darüber, die paar Tage waren sehr reich an Erlebnissen und Eindrücken, und hier in der Hauptstadt erwarten uns - oder erwarte ich - weitere Dussehra Feierlichkeiten. So dachte ich jedenfalls, aber weil man in Indien nie vor Überraschungen gefeit ist, mussten wir erfahren, dass seit heute (!) gestreikt wird. Die Ram-Lila-Darstellungen beim Delhi Gate können nicht stattfinden, weil die Artisten des Shriram Bharatiya Kala Kendra aus Protest gegen schlechte und ungleiche Bezahlung und Arbeitsbedingungen nicht am Arbeitsplatz erschienen sind. Ein Sprecher der Theatergruppe erklärte unter anderem, dass der Künstler, der seit 27 Jahren Dasaratha darstellt, nur 445 Rupien im Monat verdient, im Vergleich zu Ramas 1440. So schnappen wir uns ein Motorrikscha und fahren zum Ram Lila Ground am Turkmani Gate, wo uns Licht und Lärm,ein Rummelplatz und riesige Menschenmengen, und auf einer einfachen Bühne endlich doch meine heiß ersehnten Ramayana-Darstellungen.
Auf so einer volkstümlichen Weise werden den ungebildeten indischen Massen die großen Epen nähergebracht, mit diesen die Ideale des Hinduismus, und letzlich somit die Weisheit der Veden und der Upanishaden. So werden beispielsweise die vorbildlichen Eigenschaften der Loyalität und Treue durch Hanuman verkörpert: als sich Lakshmana, von einem Pfeil verwundet, in äußerster Lebensgefahr befand, flog Hanuman zum Oshadi Berg im entfernten Himalaya um die notwendigen Heilkräuter zu beschaffen. Dort angekommen, unsicher welche Kräuter er nun zu pflücken hatte, hebte Hanuman kurz entschlossen den ganzen Berg auf seine Schultern, und brachte ihn zurück nach Lanka. Die hinduistische Mythologie ist faszinierend in seiner Vielseitigkeit und in seinen Implikationen, wesentlich stärker im Bewusstsein der Inder verankert, und ihr tägliches Leben beeinflussend, als wir uns im "aufgeklärten" Westen vorstellen können.
Von der Traditionen zur Moderne, oder kurz gefasst, der Witz des Abends. Als wir zu später Stunde noch unseren letzten Chai trinken wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns in Mc Downell's "Pizza King" zu begeben. Als der freundliche Kellner mir fü "15 Rupien only" eine leere Tasse und einen Teebeutel (statt dem in Milch gekochten Tee) bringt, frage ich mehr verwundert als verärgert: "is it a joke?" und bewirke nur, dass er mir mit einem ungetrübten Grinsen zwei Teebeutel bringt und heißes Wasser. O Tempora o Mores!

Feste in Indien: eine Zusammenfassung
Näheres über den Ramayana-Epos


New Delhi, 4. Oktober
Abends im Vega Restaurant
"Relish vegetarian dishes by master chefs cooked to delicious perfection in pure Desi Ghee (=Butterschmalz). Every dish is a Delhi's speciality with the appetizing aroma of original flavour - NO ONION OR GARLIC PLEASE - served in traditional Thali as well as a la carte".
Ein Thali ist ein Silber- oder Metalltablett auf dem in kleinen Schalen (katoris) eine Vielzahl von Gerichten serviert wird, trockene und flüssige, milde oder Scharfe, die man mit Reis, Chappati, Puri oder Roti (unterschiedliche Arten von gebackenen und gerösteten Brotarten) isst.
So ist wieder ein anstrengender Tag vergangen, in dem wir geschwitzt und geschimpft haben, einen Umzug verpasst haben, aber letztlich am Ram Lila Ground beim Ajmeri Gate ein begeisterndes Finale erleben konnten. Riesige mit Knallfröschen gefüllte Abbilder der Dämonen Ravana, Maghnath und Kumbakharn, in einem symbolischen Sieg des Guten über das Böse, wurden in Brand gesetzt.
Mehrere Lakh Menschen (1 Lakh = 100.000, daher z.B. die Inseln Lakkadiven = die unzähligen) waren anwesend, und wenn man als Ausländer in der vorderen Reihe sitzt, und das Feuerwerk aus erster Nähe erlebt, bis einem der Rauch in der Nase brennt, und die Ohren sausen, dann weiß man wieder einmal was Indien ist.
Am Heimweg half uns ein freundlicher Herr sehr energisch zu einer Bushaltestelle - wiedersprechen wäre fast unhöflich gewesen - sichtlich empört über die unverschämten Rikschafahrpreis-Forderungen seiner Landsleute.

Delhi, 5. Oktober
Die Erkältung ist hartnäckig. Der dauernde Wechsel zwischen Hitze, Airconditioning oder Ventilatoren, der Staub und der Rauch, machen es mir nicht leicht. Am Abend tauchen wir noch einmal in die Menschenmenge von Old Delhi ein, wo es noch Dussehra-Feierlichkeiten gibt, mit Rummelplatz, Verkaufsbuden und Lärm. Polizisten mit langen Stöcken sorgen für Ordnung. Es ist Moslemgegend hier in der Nähe der großen Moschee. Ich sehe viel mehr Frauen in Parda (Schleier), als ich von meinen letzten Reisen in Erinnerung hatte. Sish Kebab wird an den Straßenecken gebraten, Männer mit Kinnbart sind zu sehen, Ziegen ziehen herum.

7. Oktober
Es ist der unausweichliche Kontrast zwischen den Vorstellungen der Phantasie und der Realität. Einerseits die Quellen der heiligen Flüsse, die Welt der Hindugötter,die Asketen, die Lichtstimmungen der Lanschaften in der Dämmerung. Anderseits die Hitze, der Staub, Rückenschmerzen, Erkältung, Lustlosigkeit, diese nüchterne, teuere Stadt. So warte ich auf Helmuts Abfahrt und auf meine Genesung. Abends, das letzte gemeinsame Abendessen beim Chinesen. Wie gut tut ein heißer grüner Tee!

8. Oktober
Der Abend kommt. Ich habe mich von einem Schuhputzer überreden lassen, und nun schaue ich ihm zu, wie er lächelnd und eifrig meine Schuhe auf Hochglanz bringt. Andere Kinder kommen vorbei und fragen ihn neidisch, wie viel ich zahle, während er stolz mit meinen Mokassins herumjongliert.
Und so wird es dunkel, und ich versuche mein inneres Gleichgewicht wieder zu finden und mich (nunmehr allein) für die Weiterreise zu wappnen.
Eine dicke Inderin im rosa Sari schaukelt langsam, im Sitzen, vor sich hin, ein Teeverkäufer geht vorbei, niemand wird lästig, nur die Mücken nähern sich verdächtig und der Verkehrslärm ist ununterbrochen in meinen Ohren.
Der kleine Teeverkäufer hat mich auch überzeugt. Jetzt verlangt er nach meinem Alkoholstift "yes pen, yes pen" sagt er und ich lass ihn ein Bisserl schreiben, leider habe ich keinen Vorrat zum verschenken bei mir. Er geht weiter, mit seinem Korb mit 6 Gläsern und einer Teekanne aus Blech. Ein dicker Sikh versucht, mir eine Tasche zu verkaufen - "made in India, no Japan"! So schwankt meine Laune je nach der Tageszeit, der Qualität des Essens, der Hitze, den kleinen Ereignissen des Tages, von Lustlosigkeit bis hin zur leicht melancholischen Ausgeglichenheit.
 
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