Indienreise (1) |
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Delhi, 24. August Nur die nassen Straßen und die feuchtwarme Luft dieser Nacht sind ungewohnt für mich, sonst ist alles noch so, wie ich es aus früheren Reisen in Erinnerung habe. Im fahrenden Bus, in dem es aus allen Ecken zieht, ist diese Tropenluft angenehm und trocknet schnell mein Hemd und die Schweißtropfen auf meiner Stirn. Wir fahren auf den fast leeren Straßen vom Flughafen in die Stadt, schrecken ab und zu einen auf der Fahrbahn schlafenden Hund auf, kreuzen ein Taxi, das uns mit ausgeschalteten Lichtern entgegen kommt, und werden endlich gegen 4 Uhr vor dem Connaught-Palace-Hotel abgesetzt. In dieser Nacht höre ich es noch heftig regnen, und als ich aufwache, kann ich vom Fenster aus beobachten, wie Fußgänger durch größere Wasserpfützen waten, in einer vor Feuchtigkeit dampfenden Luft. Eine schwache Sonne zeichnet Schatten ohne klare Konturen auf die Straße. Ein Blick in die Zeitung bestätigt es: Höchsttemperatur von gestern 31,6º C, höchste relative Luftfeuchtigkeit 98 %. Der erste Tag vergeht ohne Höhepunkte irgendwelcher Art. Das Wiedersehen mit den gleichen alten Ambassador Taxis, den Motorrikschas, der roten Erde und den Sandsteingebäuden, mit anderen Worten mit dem gewohnten Stadtbild und den alltäglichen Szenen von immer, stellt sehr schnell ein Gefühl der Vertrautheit in mir her. Wir schleppen uns noch etwas müde in den Touristenbasars vom Connaught Circle und Janpath herum und versuchen bei Indian Airlines die Bestätigung unseres angeblich ausgebuchten Fluges nach Srinagar zu bekommen, was uns letztlich nur über den Umweg zum Lufthansa-Büro gelingt. Apropos einkaufen: "Wie wäre es mit einer Trachtenlederjacke im oberbayerischen Stil?", fragt uns der Chef-Stewart unseres Lufthansafluges. Die Lederqualität sei zwar nicht ganz so gut wie bei uns, aber die fertige Ware stilecht und spottbillig. Indien zeigt sich uns von seiner besten Seite: mit langen Wartezeiten am Schalter ("because of the heavy rain the computer doesn't work") oder mit Stromausfall im Restaurant, und immer werden wir von Geldwechslern, Verkäufern, Bettlern und Reiseagenten verfolgt. Und der Eine spielt uns unauffällig in die Arme der Anderen, als ob alle verschwägert und befreundet wären und nur eines im Sinn hätten: das Wohlbefinden des Touristen. Selbstverständlich sind all diese Geschäfte "government approved" und die Preise günstiger als bei der Konkurrenz. Bevor wir viel darüber nachdenken können, werden wir schließlich durch ein "Kashmir-Handicraft-Shop" geschleust und landen in einem kleinen Büro, wo wir uns bei einer Tasse Tee "freiwillig" für ein Luxus-Hausboot der Boktoo Brüder in Srinagar entscheiden bei einem Tag Vorauszahlung selbstverständlich. 25. August |